Disruption

 

Theorie:
5. Sem BA Hauptstudium

Projektstart:
Mittwoch 15-17 Uhr 04.11.2020

Lehrende:
Prof. Dr. Ingeborg Harms

Spätestens in diesem Jahrhundert ist der Begriff “disruption” (Abriß oder Erschütterung) zu einem allgegenwärtigen Mantra geworden. Disruption ist erwünscht, sie schafft die Post, die Diskettenindustrie, die Benziner ab und ordnet das Alltagsleben nach ganz neuen Idealen. Nur für die Mode ist Disruption seit jeher die Regel gewesen. Das Seminar beschäftigt sich mit mit diesem aktuellen Konzept im Kontext der anderen großen Geschichts- und Zeittheorie der Kontinuität. Wir schauen uns an, welche historischen Theorien und Ereignisse Disruption ins Zentrum rückten. Und wir werden die Gegenpositionen diskutieren.

Ästhetisch war eine der folgenreichsten Disruptionen die künstlerische Moderne, mit fruchtbarem Einfluss auf die Mode. Sie ist immer ein feiner Sensor für gesellschaftliche Veränderungen gewesen. Doch ausgerechnet heute, wo alle Welt ihre Prinzipien adaptiert hat, scheint die Mode aus der Mode gekommen zu sein. Sie gibt keine Trends mehr vor, sondern beruft sich auf traditionelle Werte wie Recycling, Materialqualität und Rücksicht auf die individuelle Vielfalt der Konsumenten. Deshalb die Frage, ob Mode in der Abkehr vom Disruptions-Furor vorangeht und anderen Industrien vielleicht sogar voraus ist. Deshalb soll das Seminar auch zur Klärung der jeweils eigenen kreativen Prinzipien beitragen.

Wir werden Disruption in unsere eigene Arbeits- und Lebenswelt holen. Statt einer abschließenden Seminararbeit sind regelmäßige Kurztexte zu schreiben, die Kontinuität und Disruption in den persönlichen Kontexten reflektieren. Die sich daraus ergebenden Positionen werden im Online-Seminar zeitnah diskutiert.

Fotocredits: Dayanita Singh – Go Away Closer, 2007, Steidl Verlag,
Göttingen