Mode HS Theorie BA
Modul 16
Prof. Dr. Ingeborg Harms
Start: 23.04.2015
Do 15-18 Uhr
STR, R208
Das Seminar wird sich mit der Kostümbildnerei im Film beschäftigen. Es handelt sich dabei um ein besonderes Design-Genre, das weder Mode ist, noch historisch korrekt zu sein beansprucht. Bei der Filmgarderobe geht es stattdessen darum, Charaktere auszustatten und deren Geschichte konzis zu erzählen. Der Kostümbildner konzentriert sich in seiner Arbeit auf ein Individuum, während der Couturier in all seinen Entwürfen einen eigenen Stil kreiert. So erklärt sich, dass Modedesigner wie Coco Chanel und Paco Rabanne im Filmgeschäft wenig erfolgreich waren. Ein gutes Filmkostüm besticht durch seine Aussagekraft, es hat eine psychologische Dimension und einen historischen Mehrwert, der nicht nur eine Epoche, sondern auch die persönliche Geschichte des Charakters einfängt. Die Kostümästhetik ist dramatischer Art, sie verschmilzt mit schicksalhaften Momenten. Um sich auf seine Filmpersönlichkeit einzustellen, trägt ein Schauspieler wie Robert de Niro seine Set-Garderobe schon Wochen vor dem Dreh ein. Das Kostüm wird zum Rahmen, in dem sich die Figur belebt.
Die Mode befindet sich heute in einer Krise. Zu viele Angebote, die sich nicht mehr aufeinander reimen, führen zur Ermüdung. Der kommerzielle Aspekt überschattet das Ereignishafte der Mode. Deshalb ist es interessant, sich auf eine Form der radikal individuellen Kleidung zu besinnen, die der Film seit seinen Anfängen kultiviert hat. Die Mode hat sich immer wieder durch den Rückgriff auf den Film regeneriert. Man denke nur an das It-Girl, das durch den Film “It” in den 20er Jahren aktuell wurde, oder an die Anti-Mode, die “Bonnie & Clyde” populär machte. Mode braucht den “heißen” Input von Geschichten, Idolen, glaubhaften Charakteren; ohne den Nimbus des realen Lebens verliert sie ihre Kraft. Das Seminar begibt sich auf die Suche nach dem Geheimnis der Authentizität, die im Kostümbild zur Kunst geworden ist.
