ON/OFF+THERE | Bachelorarbeit 2023
Der Einzug des „Elektrischen Lichts“ in die breite zivilisatorische Anwendung ist einer der ursächlichen Faktoren für den Bedarf von Gestaltung per se – beziehungsweise dem Wirken von Gestaltern im Modernen Sinn. Gert Selle: „Mit der „künstlichen Helligkeit“ bricht die Produktionssphäre auch in die Intimität bürgerlichen Wohnens ein. Zentrale Energieversorgung von außen transportiert gleichsam die Industrie als ein nicht mehr zu leugnendes Ereignis in den Salon.“ (Gert Selle, Geschichte des Designs in Deutschland, Frankfurt/New York 2004, S. 61) Da das Elektrische Licht und die Interaktion mit diesem, die Wahrnehmung und das Umfeld des heutigen Menschen mehr den je maßgeblich beeinflussen und prägen, soll die Gestaltung dessen in diesem Projekt exemplarisch als Ausgangspunkt für neue Designansätze einer digitalen Zukunft dienen. Archetypisch wurden für ein immer mehr zu erwartendes funktional und materiell reduziertes Umfeld – age of less – adäquate Lichtformen gestaltet.
Grundsätzlich ist dabei zu bemerken, dass entlang des Evolutionstrangs der Menschheit auch die technischen Mittel zur Erzeugung von künstlichem Licht adäquat eine Evolution durchlaufen haben. Nachdem die künstliche Erzeugung von Licht Jahrtausende lang auf der Verbrennung von Rohstoffen basierte, ist mit der Erfindung der elektrischen Glühlampe der heute noch relevante evolutionäre Sprung eingetreten. In den letzten 200 Jahren entstanden so die Glühlampe, Halogenglühlampe, Entladungslampe, Light-Emitting Diode (LED) und Organic Light-Emitting Diode (OLED). Dabei stellen LED’s den heutigen Standard der elektrischen Beleuchtungstechnik dar. Sie sind eine im gewissen Maße erprobte und ausgereifte Technologie, jedoch finden ob ihrer relativen Neuheit weiterhin Entwicklungen statt und die gestalterische Auseinandersetzung mit diesen ist bei weitem noch nicht ausgereizt und abgeschlossen.
Dabei ist es um so verwunderlicher, dass mit geballter, globaler Macht der Industrie versucht wird, jegliche lichttechnische Neuerung in die altbekannte Glühbirnenform zu verbannen. So ermöglichen neueste Evolutionen der Lichttechnik in Retrofit LED’s mittels integrierten Schaltkreisen, digitale, kompakte und effiziente DOB LED’s, welche eine Vielzahl von technisch sowie gestalterisch ungenutzten Potentialen aufweisen. Diese wiederum sind an die altbekannte Glühbirnenform vergeudet, welche spätestens mit der Entwicklung der LED als Verbrauchsmittel ausgedient haben sollte.
Zielsetzung des Projektes und der daraus entstandenen Leuchtenserie ON/OFF+THERE ist es daher, den Erweis zu erbringen, dass unter Anwendung technischer Neuerungen der DOB LED’s, LED-Leuchten neuartig gestaltet werden können. Das bisher in der Gestaltung ungenutzte Potenzial von DOB LED’s besteht in ihrem Aufbau auf einer Metallkernplatine. So kann man prinzipiell die Metallkernplatine (MCPCB Metal Core Printed Circuit Board) auch als ein Blech mit Oberflächenbeschichtungen auffassen. Daraus reifte die Idee, Metallkernplatinen – quasi in Form „gestalteter Blechteile” – als finales Designprodukt zu verwenden. Hierbei werden durch die Verwendung von MCPCB’s, LED-Leuchtmittel, Vorschaltelektronik, Kühlkörper und Leuchtkörper zu einem einzigen effektiven und effizienten Bauteil rationalisiert.
EIN BAUTEIL = EINE LEUCHTE
Durch die Befreiung der DOB LED Technologie von den Limitierungen der Glühbirnenform sowie der obsoleten gewordenen Gestaltung für diese, entstehen so elektrisch sowie thermisch effiziente, digital steuerbare, materiell reduzierte, fertigungsoptimierte und kostengünstige Leuchtkörper mit einer dem zu Grunde liegenden ästhetisch minimierten, architektonisch ausgeprägten Licht- und Leuchtengestaltung. Es entsteht eine neue und erweiterbare Art LED-Leuchten zu fertigen.
The introduction of “electric light” into broad civilizational use is one of the founding factors in the need for design in and of itself, as well as the work of an industrial designers in the modern sense. Gert Selle: „Mit der „künstlichen Helligkeit“ bricht die Produktionssphäre auch in die Intimität bürgerlichen Wohnens ein. Zentrale Energieversorgung von außen transportiert gleichsam die Industrie als ein nicht mehr zu leugnendes Ereignis in den Salon.“ (Gert Selle, Geschichte des Designs in Deutschland, Frankfurt/New York 2004, S. 61) Since electric light and the interaction with it, influence and shape the perception and environment of today’s society more than ever, the project is intended to serve as a starting point for new design approaches aimed towards a digital future. Archetypically, appropriate forms of light were designed for an increasingly expected functionally and materially reduced environment – the age of less. Here in, it should be noted that along the evolutionary path of humanity, the technical means for generating artificial light have also undergone an adequate evolution. After the artificial production of light had been based on the combustion of raw materials for thousands of years, the invention of the electric light bulb marked an evolutionary leap that is still relevant today. Over the last 200 years, the incandescent lamp, halogen lamp, discharge lamp, light-emitting diode (LED), and organic light-emitting diode (OLED) have emerged. LEDs represent the current standard of electrical lighting technology. To a certain extent, they are a proven and mature technology, but due to their relative novelty, developments are still taking place and the creative debate about them is far from being exhausted and completed. It is all the more surprising that the concentrated, global power of industry is being used to banish any lighting innovation including the LED into the archaic light bulb shape. The latest evolutions in lighting technology in retrofit LEDs using integrated circuits enables digital, compact and efficient DOB LEDs that have a variety of untapped technical and design potential. These are wasted on the antiquated light bulb shape, which should have become obsolete (being a consumable) with the development of LEDs.
The aim of the project and the resulting series of lights ON/OFF+THERE is to provide proof that LED lights can be designed in a new way using the technical innovations of DOB LEDs. The previously unused design potential of DOB LEDs lies in their construction based on a metal core PCB . In principle, a metal core PCB can also be viewed as a sheet metal part with surface coatings. This gave rise to the idea of using MCPCB’s as sheet metal parts and in doing so as a designed final product. Through the use of MCPCBs, LED components, driver electronics, heat sink and luminaire are rationalised into a single effective and efficient component.
ONE COMPONENT = ONE LAMP
By freeing the DOB LED technology from the limitations of the light bulb shape and the obsolete design for it, electrically as well as thermally efficient, digitally controllable, materially reduced, production-optimised and cost-effective luminaries are created with a correspondingly aesthetically minimised, architectural light and luminaire design. A new and expandable method of designing LED lights is emerging.
Prozess
Betreut durch: Prof. Ineke Hans, Prof. Burkhard Schmitz, WM Steffen Herm