HOT SPOTS | Projekt Cluster SS 2015

1 Einleitung:

Kaum eine Alltagskultur hat in den letzten Jahren in Deutschland
so grundlegende Veränderungen erfahren wie das Essen und Trinken.
Mal wurde das Essen funktionalisiert und beschleunigt, mal ästhetisiert,
globalisiert, fusioniert, regionalisiert oder saisonalisiert –
es doch gerade erst seinen (jahres-)zeitlichen Bedingungen enthoben worden war.

Was auf den Teller und in den Mund kommt, ist nicht mehr nur eine Frage des Geschmacks,
sondern auch Teil der Selbstdarstellung, kulturelles Kapital und politische Haltung.
Und so immer verbunden mit Design, welches nicht nur die naheliegenden Accessoires und Werkzeuge liefert.
Auch die Prozesse und Abläufe der Beschaffung, Zubereitung und Entsorgung sind entworfen und gestaltet
und unterliegen immer auch ästhetischen Kategorien.
So verwundert es nicht, dass mit der (neuen) Sorge um das Essen gleich ganze Designbereiche sich dem Thema annehmen.

Ein leerer Bauch studiert nicht gern.
Weshalb es auch in unserem 3D-Haus aller Widrigkeiten zum Trotz ein provisorisches Angebot gibt,
um Durststrecken und knurrende Mägen zu vermeiden.
Nun steht der Umbau der Cafeteria im Erdgeschoss an –
Grund genug, sich noch einmal intensiv mit der ältesten Kulturtechnik der Menschheit zu beschäftigen.
Und den eigenen Wünschen und Bedürfnissen.

Wie und was möchten wir essen?
Schnell auf die Hand und rein in den Mund?
Oder ausgedehnt an einer Tafel?
Gemeinsam zubereitet oder flott über die Theke gereicht?
Wonach soll es riechen? Wo kommt das Wasser her? Und was passiert hinterher mit den Resten?
Wie kann der Raum noch bespielt werden?
Wie wollen wir morgens empfangen werden?
Wieviel Ruhe ist nötig?
Was darf ein Kaffee kosten?
Aus welchen Gefäßen trinkt sich der Kaffee am besten?
Wie komme ich mir den Anderen ins Gespräch?
Soll man beim Essen noch weiter über die Arbeit reden?
Was macht die Qualität eines gemeinsamen Essens aus?
Was können wir selbst im Hof züchten?
Von welchen catering-Konzepten kann gelernt werden und welche müssen erst noch entworfen und erprobt werden?
Was passiert in der Umbauphase der Caféteria?
Wie gelingt eine Popup-Küche?
Welche verborgenen Qualitäten stecken noch in den Transiträumen des Erdgeschosses?
Welche Veranstaltungsformate sind erwünscht und wie müsste dafür der Raum eingerichtet sein?
Auf welchen Möbeln wollen wir sitzen, liegen, flezen, arbeiten, stehen?
Welche Produktionsstrategien können wir für die Einrichtung nutzen?
Welche Partner für Umbau und Betrieb mit einbinden?

2 Projektbeschreibungen:

Sechs verschiedene Projektgruppen erforschen die jeweiligen Notwendigkeiten und
experimentieren mit Gestaltungsspielräumen auf unterschiedlichen Terrains.
Unterstützt werden sie dabei von Experten aus dem Bereich Food Design, Catering,
Porzellan/Table Ware und Interior Design.

In verschiedenen Workshops werden Designmethoden und digitale/analoge Gestaltungswerkzeuge
eingeführt und in experimentellen Modellreihen erprobt.

Entwurfsübungen im 4. Semester

BA „HOT POT“ (4. Semester) Prof. Claudia Zachow, LB Laura Strasser
Wie ist die Beschaffenheit eines multifunktionalen und seriell fertigbaren Gefäßes? Welche Individualisierungsmöglichkeiten gibt es hierbei für den Entwerfer sowie für den Nutzer?
Entwurfsprojekt zu Gefäßen für heiße Speisen und Getränke aus Porzellan.
Projektintegriert sind verschiedene Exkursionen und ein Workshop zur Umsetzung der Entwürfe in Kahla.
Teilnehmerzahl: max. 8 Studierende

BA „HOT THINGS“ (ab 3. Semester) Prof. Achim Heine, KM N.N.
Welche Gegenstände benötigen wir, um unsere Cafeteria zu komplementieren?
Um den Aufenthalt zu versüßen und sich fast wie zuhause zu fühlen, dürfen wichtige Accessoires nicht fehlen.
Das Projekt ist eine Entwurfsübung zu Accessoires für Gastronomie, Küche, Tisch und Stuhl.
Teilnehmerzahl: max. 8 Studierende


Entwurfsprojekte ab 5. Semester

BA „SERVICE SYSTEM“ (ab 5. Semester) Prof. Claudia Zachow, LB Laura Strasser
Geschirr für die Gastronomie – uninspirierte Standardformen oder klug durchdachte Gestaltung? Wie wird aufgetan, angerichtet und präsentiert? Wie wird isoliert, gestapelt, retourniert, gespült? Welche Anforderungen muss, soll, kann Geschirr für die Cafeteria erfüllen?
Welche Wege können Geschirrteile nehmen? Gibt es eine Vor-/Nachnutzung? Wodurch können bestehende Teile individualisiert oder sinnvoll ergänzt werden?
Neben spannenden Einblicken in die Vielfalt des Gastro-Porzellans sollen in diesem Projekt Lösungen für die Geschirrausstattung der Cafeteria gefunden, konzipiert und entworfen werden.
Teilnehmerzahl: max. 2 Teams à 2-3 Teilnehmer

BA „POPUP-CUISINE“ (ab 5. Semester) Prof. Achim Heine, Prof. Axel Kufus, KM N.N., KM Hanna Wiesener
Kochen zwischen Tür und Angel – wie lassen sich Essen und Getränke auch ohne feste Feuerstelle, ohne fliessend Wasser oder Strom zubereiten? Temporär, situativ, parasitär, mobil, appetitlich!
Von welchen Streetfood oder Slowfood-Küchen kann gelernt werden, welche Gelegenheiten bieten sich, eine Garküche aufzupoppen und mit welchen Features lässt sie sich entwickeln und erproben?
Teilnehmerzahl: max. 2 Teams à 2-3 Teilnehmer

BA »HOT/COOL LOUNGE« (ab 5. Semester) Prof. Achim Heine, KM N.N.
Auf welchen Möbeln wollen wir sitzen, liegen, flehen, entspannen?
Das Projekt beschäftigt sich mit der Konzeption und Gestaltung eines Lounge-Bereichs in der Cafeteria. Dazu gehören Recherche von Lounge- und Club-Konzepten, Entwicklung von Nutzungsszenarien, Entwurf und Entwicklung von Möbeln, Leuchten, etc.
Ziel ist die Realisierung einer Kleinserie, welche für die Cafeteria nach dem Umbau genutzt werden soll.
Teilnehmerzahl: max. 10 Studierende

BA „Drinnen & Draussen“ (ab 5. Semester) Prof. Axel Kufus, KM N.N., KM Hanna Wiesener
Zosch forever
An welchen Tischen essen, auf welchen Stühlen sitzen, lange Reihe, große Runde, jeder für sich, tête-à-tête.
Gestapelt, verknüpft, geklappt, gerollt, rangehängt, uniform oder polyphon…
Auf Basis der Umbauplanung und im engen Zusammenspiel mit den Akteuren
innerhalb und ausserhalb der UdK Berlin wird das Innen&Aussenmobiliar konzipiert, modelliert,
erprobt, diskutiert und und im Rohbau finalisiert.
Ziel ist die Realisierung kleinserien-tauglicher Entwürfe,
die für die für die neue Cafeteria und den begrünten Hof produziert werden sollen.
Teilnehmerzahl: max. 8 Studierende


4 Kurzzeitprojektwoche (18.-22.5.):

Kurzzeit-Projekt »ENDLESS SUPPER« (ab 5. Semester) Prof. Achim Heine, KM N.N.
Wie und mit wem möchten wir essen? Zusammen in einer großen Gruppe dient das Essen nicht nur der Nahrungsaufnahme, sondern wird zu einem Ort der Kommunikation und des Verweilens.
Ziel ist die Gestaltung und der Bau einer großen Tafel aus unterschiedlichen Segmenten und Bänken für ein »Abendmahl«. In Kooperation mit und mit abschließender Präsentation bei Modus, einem der besten Möbelhändler Berlins in der Wielandstraße.
Teilnehmerzahl: max. 12 Studierende