Magdalena Samuel

kariert/gestreift/geblümt

In meiner Kollektion geht es um das Mutter sein. Und um das Kind bleiben. 

Die Entwicklung der Silhouetten und der Aufbau der Kollektion basiert auf einem Gefühl, das ich oft hatte, während ich meine Tochter als Baby angezogen habe; dem Wunsch, ihre gestreiften Strampler und Pullis auf meine Größe zoomen zu können und einfach selbst anzuziehen. 

Dieser Wunsch rührte nicht nur von der Ästhetik der Kinderkleidung, sondern auch von der Sehnsucht nach Leichtigkeit, Unkompliziertheit, Einfachheit. Dem Wunsch nach Sorglosigkeit, Verantwortungslosigkeit und Geborgenheit. Als Baby wird man angezogen, immer kümmert sich jemand, man selbst braucht sich um Nichts zu sorgen.  

Wenn man Kinderkleidung, die keine mini Version von erwachsener Kleidung ist, untersucht, fällt auf, dass sie meist simpel, relativ formlos und geschlechtsneutral konstruiert ist. Nicht der Körper muss sich der Kleidung anpassen, sondern die Kleidung passt sich dem Körper an. Übertragen auf Frauenkleidung bedeutet das für mich unter anderem, dass auch der erwachsene Körper so sein kann wie er ist, ohne von der Kleidung bloßgestellt zu werden und dass die Form der Kleidung verschiedene Körperformen zulässt, ohne an ästhetischen Wert zu verlieren.

Ein Muster bezeichnet im Allgemeinen eine gleichbleibende Struktur aus der Kombination von einzelnen sich regelmäßig wiederholenden Motiven. Ausgangspunkt meiner Arbeit waren drei klassische Muster der textilen Oberflächengestaltung – Karos, Blumen, Streifen -, die durch ihre Geläufigkeit die Möglichkeit bieten, spielerisch imitiert, und neu interpretiert zu werden. 

In intuitiver, experimenteller Materialentwicklung wurde zunächst erprobt, in welcher Technik und Material die jeweiligen Muster umgesetzt werden. 

Üblicherweise zeichnen sich Streifen durch eine klare Trennung zwischen den Farben und einen geraden Verlauf der Streifen aus.
Die Ordnung, Geradlinigkeit und Perfektion des Musters löst sich in den entwickelten Strickmustern durch gebrochene Grenzen und verzerrte Streifen, die wirken, als wären sie bereits in Bewegung, immer weiter auf. 

Das Blumenmuster ist von Hand gezeichnet. Die Blumen laufen quer, die Stängel sind ebenso präsent wie die Blüten. Es werden drei Varianten kombiniert, eine lineare Zeichnung der Umrisse, eine Gefüllte und eine des Negativraums um die Blumen herum. 

Karos entstehen beim Weben durch das Zusammenwirken von jeweils gestreiften Kett- und Schussfäden.
Die Karos der Kollektion entstehen entweder durch Addition, also einer Überlagerung von Streifen in unterschiedlicher Laufrichtung auf transparenten Soffen, oder durch Subtraktion, das Heraustrennen von Kett- und Schussfäden aus dem Gewebe, so dass eine karierte Transparenz erzeugt wird. 

Transparente, plissierte Trägerkleider erinnern in ihrer reduzierten Form an Nachthemden, drapierte, gewickelte, gestreifte Bustiers an Schleifen und Tragetücher, gestrickte Bodys an Badeanzüge.
Die Schuhe bringen zum einen die niedliche ‚Bestrumpftheit’ des Kinderfuß ins Spiel, aber auch die aktive und sportive und sowie die privat, intime Wirkung von Strümpfen, während der hohe Absatz diese Assoziationen mit einen der Klischee-Accessoires für das Verführerische, Weibliche, Erwachsene schlechthin verbindet. 

Betreuer: Prof. Wowo (Waldemar) Kraus / KM Lars Paschke / Prof. Dr. Ingeborg Harms

Credits der Bilder 

FAMILIENAUSFLUG 

Photos: Gerrit Hüning / Models, Stella, Cleo, Kurt, Kathrin, Louis, Venus, Mila, Benjamin, Teresa, Lion.

ZOE

Photos: Joseph Kadow / Model:  Zoe Herveva, TUNE Models