Mirror, Mirror | Valentin Bufler


Mirror, Mirror

 In einer Staubwolke kam der Rover zum stehen. Gerade ging die Sonne hinter der Erde auf und in den ersten Strahlen, die auf die Oberfläche des Mondes fielen, war der schwarze Monolith nun besser zu erkennen. Scharf zeichneten sich seine Umrisse ab, sogar gegen die endlose Schwärze des Alls war er nun auszumachen. Zwischen den ganzen unförmigen Felsbrocken ragte er in einer kristallinen Klarheit auf, die ihn fremd und deplatziert erschienen ließ.

Zwei Astronauten sprangen von dem Rover und näherten sich langsam diesem unbekannten Objekt.

James Yorke hielt sich ein paar Schritte hinter seinem Kommandanten. Er vertraute auf dessen Instinkte, nicht umsonst war Mark Strong der Mann mit den meisten Einsätzen der ganzen Crew. Doch Yorke konnte nicht ahnen, dass Strong in den Weiten des Alls zum ersten Mal auf etwas gestoßen war, dass er sich nicht erklären konnte.

„Housten, wir sind an der Fundstelle angekommen, nähern uns nun dem Objekt“, sagte Strong in sein Funkgerät. Yorke konnte die Anspannung aus seiner Stimme heraushören. Er war schon auf vielen Missionen gewesen die Strong anführte, doch so nervös hatte er ihn noch nicht erlebt.

„Bleiben Sie vorsichtig!“, krächzte es aus den Kopfhörern zurück.

Die Schwärze des Objekts schien leer zu sein, dachte Yorke. Drei Seiten wirkten bis auf ihre Größe identisch. Doch die vierte war anders.

Mark Strong hob seine Faust. Sofort blieben sie beide stehen. Ungefähr auf Augenhöhe gab es eine Fläche die nicht dieses leere Schwarz hatte. Hier wirkte die Oberfläche spiegelnd. Zuerst konnten sie nicht viel ausmachen, doch je näher sie kamen, desto sicherer wurden sie, dass es sich um eine Art Spiegel handeln musste. Immer klarer konnte er nun das Spiegelbild der umliegenden Landschaft vor der unendlichen Weite des Alls ausmachen. Nur sich selbst und Strong erkannte er nicht wieder: nur zwei weiße Gestalten, unscharf, verschwommen nahm er wahr. Er ertappte sich dabei, wie er sich die Augen reiben wollte, als er einen Sog spürte. Ein Sog dem er sich nicht entziehen konnte und der ihn unaufhaltsam zu dem Spiegel zog.

Strong blickte ihn an. Er spürte es auch.