Die Dinosaurier sind tot. Von jetzt an tragen unsere Arbeiten unsere Namen.
Design kann poetisch, technologisch, unbenutzbar, politisch, spekulativ, provokativ, experimentell, kollektiv und interdisziplinär sein. Ist es aber unerträglich geworden? Die Produktion findet andernorts statt. Die altbekannten Namen sind überholt. Design Objekte haben ihre Relevanz verloren.
Als neue Generation an DesignerInnen bewegen wir uns heute jenseits der klassischen Produktionsmechanismen. Wir haben begonnen die Gültigkeit der gängigen Begriffe zu hinterfragen und sind dabei zu Kommunikatoren, Vermittlern, Erfindern und Anstiftern geworden. Wie sollen wir uns aber nennen, wenn einige von uns als autonome Schöpfer und einsame Genies und andere wiederum als Teil eines gemeinnützigen Kollektives arbeiten? Wir fordern den klassischen Designbegriff heraus und erkunden die Grenzen einer Disziplin, die einer neuen Ära der ReflAktion entgegenstrebt.
Zur Eröffnung Ihrer Abschlussausstellung fordern die Design-AbsolventInnen der Universität der Künste Berlin zur Debatte heraus:
Wo sind wir jetzt?
etwas, woran mehrere Personen im Rahmen einer ganz bestimmten Aufgabenstellung, Zielsetzung in dem Bestreben teilnehmen, die beste Leistung zu erzielen, Sieger zu werden
(Wirtschaft) Kampf um möglichst gute Marktanteile, hohe Profite, um den Konkurrenten zu überbieten, auszuschalten; Konkurrenz
Die Kollektion „Adore the Artist“ beschäftigt sich mit dem künstlerischen Schaffen innerhalb des Wettbewerbssystems. Durchhaltevermögen wie bei Leistungssportlern und Inszenierung der eigenen Person a la „Miss World“ sindfür den Erfolg unabkömmlich. Doch wie definieren wir Erfolg zwischen Selbstentfaltung und Selbsvermarktung? Ist Erfolg Gewinnen? Wir leben in Wettbewerben und teilen unsere Erfolge in den sozialen Medien. Vermarktung ist die Kunstform unserer Zeit und hebelt Talent und Fleiß aus, wenn sie fehlt. Follower bestimmen den Marktwert und generieren finanziellen Erfolg. Doch machen sie auch credebil in der Elite? Wie ist man überhaupt Glaubwürdig zwischen Marketing und Kunst?
Ultimativer Leistungsdruck ist das Resultat aus dem ultimativen Wettbewerb.
Kann Ich mithalten? Kreativität ist zur Massenware geworden.„Adore the Artist“ ist ein Spiegel meines emotionalen Prozesses. Die Kollektion zeigt meine Entwicklung als Autorin. Sie reflektiert meine Angst, Emotionen, Hoffnungen und Erwartungen und dient meiner eigenen Positionierung innerhalb der Kreativlandschaft. Als Künstler Gedacht aber kommerziell umgesetzt. Wettbewerbsfähigkeit auf ganzer Linie muss erreicht werden. Mein Ziel ist jetzt klar.
Warum gibt es keine Haute Couture für den Mann?
Wie konnte sich der Mannmit dem Anzug aus der Mode stehlen?
Was bedeuten diese geschlechterspezifischen Schieflagen in der Modewelt und wo bleibt Raum für Veränderung dieser eingefahrenen Verhältnisse?
In meiner Kollektion spiele ich aus persönlicher Perspektive mit diesen Fragen. Ausgehend von verschiedenen Textilexperimenten, Körperanalysen meines männlichen Umfelds,einer Auseinandersetzung mit dem beruflichen Werdegang meines Vaters sowie den mir von ihm übertragenen Nachnamen, versuche ich mit hohem handwerklichen Anspruch, wie in der Haute Couture, neue Wege zu beschreiten.
Ziel ist eine dem 21. Jahrhundert angemessene Vorstellung von Männermode als Kunst- und Ausdrucksform zu entwickeln, die nicht von Anfang an festschreibt wasin der Mode typisch männlich oder weiblich ist.
Kontakt instagram: mannlisa87
Betreuende Prof. Waldemar Kraus
KM Lars Paschke
Foto-Credits Foto: Nathan Ishar
Kreativ-Direktion/Haar und Make-Up: Jana Manfroid
Models: Steffen, Ulf, Frank @everydaypeople, Elias, Sandro @notoys
Durch den Einsatz der additiven Herstellungsverfahren (3D-Druck) eröffnen sich für Designer/innen erstaunliche Möglichkeiten. Unser Verständnis in Bezug auf Formentwicklung und Produktion wird sich in den kommenden Jahren und Jahrzehnten grundlegend verändern.
Dazu muss die Frage geklärt werden, welche Vorteile der 3D-Druck mit sich bringt und wie der Prozess optimal zu gestalten ist. Zu diesem Zweck habe ich mich auf eine „quantitative Exploration“ begeben, um anhand von verschiedenen Situationen Prinzipien zu erarbeiten, die sich später allgemeingültig in die Prozessgestaltung einbinden lassen. Der Fokus meiner Arbeit liegt auf dem Zusammenspiel von Material, effizienter Druckpfadgenerierung und dem damit verbundenen Aufbau der 3D-Datei (Geometrie), in Bezug auf das verwendete FDM-Verfahren.
URBAN TERRAZZO. A material research on demolition waste | Master 2017
Wird ein altes Gebäude abgerissen oder partiell entkernt entsteht in der Regel eine enorm große Menge an urbanem Abfall. Was zunächst wie ein nutzloser Haufen an Schutt wirken mag, der normaler Weise auf unserem lokalen Mülldeponien verendet, kann als Ausgangspunkt für eine unerwartete neue Materialgeschichte gesehen werden…
URBAN TERRAZZO ist ein innovatives Material, welches die Überreste architektonischen Abfalls in ein neues Oberflächenmaterial für die Anwendung in Architektur und Design verwandelt. Urbaner Abfall – wie Beton, Ziegel und andere Baustoffe – werden sorgfältig selektiert und nach den Prinzipen der traditionellen Terrazzokunst, mit Hilfe zeitgenössischer Technologie auf innovative Weise erneut zusammengefügt. Ultrahochfester Beton verleiht dem Material seine strukturelle Stabilität, während die geriebenen Pigmente aus altem Ziegel für den Erhalt des einzigartigen ästhetischen Charakters der ursprünglichen Architektur verantwortlich sind.
Als Designer ist es uns ein Anliegen, den als nutzlos deklarierten architektonischen Überresten neues Leben zu verleihen.
So, wie jedes Gebäude seine einzigartige architektonische Identität in sich trägt, wird unser Material speziell für des jeweilige Bauvorhaben entworfen. Der urbane Abfall wird sorgfältig auf seine spezielle Farbigkeit, Struktur und visuelle Qualität hin untersucht, um die Grundlage für ein neues einzigartiges Stück URBAN TERRAZZO zu bilden. Wir sind überzeugt davon, dass jedes Gebäude seine eigne Materialgeschichte in sich trägt, die es wert ist erzählt zu werden.
Das Ziel meines Masterprojektes ist es für den vorhandenen Ikea Frosta Hocker eine andere neue Möglichkeit der Funktion zu finden. Aber warum entscheide ich mich für den IKEA Frosta Hocker als Basis meines Projekts?Weil zurzeit Ikea ein ikonische Marke in unserem Leben ist. Ausserdem können die Leute Ikea-Produkte leicht zu erschwinglichen Preisen erwerben. Darüber hinaus entscheidet dieser Hocker den Ansatz meines Projektes. Heutzutage spielt die Massproduktion ein großer Rolle. Ich möchte durch diese Projekt versuchen, ob ich als eine dritte Person agieren kann, um dieses vorhandene Produkt-System wieder entwerfen zu können.
Ich sehe den Hocker wie ein flexibles Medium. Es lässt unseren Raum in mehreren Möglichkeiten bestehen. Durch die Verbindungen meines Enwurfes bieten sich dem Nutzer mehr Freiräume zu entdecken. Ausserdem möchte ich mich auch mit diesem Konzept mit der Grenze zwischen Re-Design und Originalität auseinanderzusetzen.
Simple objects for unexpressed needs | Master 2017
Es ist eine einfache, unkomplizierte Formulierung, die gleichzeitig einige Fragen aufwirft und zum Forschen auffordert: Was ist simpel? Was ist ein Objekt, was ein Bedürfnis und wann ist ein Bedürfnis unausgesprochen? Ist es unausgesprochen, weil es unbewusst ist und interessieren mich Bedürfnisse die unter der Oberfläche liegen tatsächlich mehr als solche die offensichtlich sind? Die Vielseitigkeit der Fragen, die rund um diesen Arbeitstitel entstehen, ermöglicht mir immer wieder neu, meine eigene Sichtweise auf die Dinge zu entdecken.
Sie liefert mir die nötige Freiheit, auf ganz unterschiedliche und eigene Weise Objekte, Konzepte und Ideen zu entwickeln, die meiner Vorstellung von solchen simple objects for unexpressed needs entsprechen. Aber unterscheiden sich meine unterschiedlichen Arbeiten tatsächlich voneinander? Oder lassen sich zwischen ihnen Querverbindungen entdecken, die mir wichtige Koordinaten liefern, um meine persönliche Haltung als Gestalter zu verorten?
UNTITLED is an investigation of fashion as part of a complex correlation between constitution and expression of the self. The assumption that this self is never consistent and constant forms the theoretical foundation. Thus change, spontaneity, inconsistency and indication are keywords in this project.
Putting the process itself in focus, questioning and eliminating traditional expectations in every stage of the design development. New forms of interplay between body and textile are tested by working spontaneously and directly on the body. Process becomes the outcome and essential principles of defining identity and fashion as a form of self expression are deconstructed.
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Betreuer Prof. Wowo (Waldemar) Kraus KM Lars Paschke
Fotorechte Fotografin: Louisa Boeszoermeny Visagistin: Patricia Heck Models: Justine Maché Johanna @FazeModels Olga @VivaModels Schuhe: Trippen Assistenz: Christoph Sommer, Franca Schneider
Nowadays the car is no longer purely a domesticated object, but is becoming more and more intelligent. In certain situations, it can warn the driver or even intervene. However, the driver is often frightened by the intervention because the input-oriented and one-sided system does not allow for more complex and natural interaction.
Parotia is an assistance system that provides a comfortable transition between the driver and the AI system. With the aid of a visual display, the difference between the driver’s own driving behavior and the driving behavior recommended by the AI is continuously monitored. In a dangerous situation the driver gets a visual warning. If the driver does not correct his driving behavior, the system takes control and gives him a pleasant haptic feedback.
Heutzutage ist das Auto nicht mehr ein rein domestiziertes Objekt, sondern wird immer intelligenter. In bestimmten Situationen kann es den Fahrenden warnen oder sogar eingreifen. Doch wird der Fahrer durch den Eingriff oft erschreckt, da das eingabeorientierte und einseitige System keine komplexere und natürlichere Interaktion ermöglicht.
Parotia ist ein Assistenzsystem, das einen angenehmen Übergang bei Kontrollwechseln zwischen Fahrer und AI- System bietet. Mithilfe einer visuellen Anzeige hat man kontinuierlich die Differenz zwischen dem eigenem Fahrverhalten und dem von der AI empfohlenen Fahrverhalten im Blick. In einer gefährlichen Situation bekommt man eine visuelle Warnung. Wenn der Fahrer sein Fahrverhalten nicht korrigiert, übernimmt das System die Kontrolle und gibt ihm dabei ein angenehmes haptisches Feedback.
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Betreuer Prof. Burkhard Schmitz Prof. Jozef Legrand
Die Inspiration entstand durch Zellen. Zellen setzen sich mit verschiedenen Aufbauweisen unterschiedlicher Organe von Lebewesen zusammen, die unterschiedliche Rollen spielen. Deshalb möchte ich die Kissen als Zelle betrachten und mit verschiedenen Kombinationsweisen einigen kleineren Kissen mehr Möglichkeiten schaffen. Anschließend versuchte ich diese Idee mit einem 3D Drucker herzustellen. Obwohl noch nicht perfekt, kann ich trotzdem feststellen, dass diese Kombinationsweise auf die Stoßdämpfung tatsächlich einwirkt. Dann arbeitete ich an die Fußspannungsanalyse und Parameterisierung dieser Kugeln weiter.
Durch die Angriffspunkte können Kugeln von groß bis zu klein zusammengesetzt werden. Die Federkraft wird nach Größe variieren.
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Betreuer
Prof. Burkhard Schmitz
Prof. Jozef Legrand
Der Mensch erlebt sich als Individuum in der Gesellschaft und spiegelt dieses in verschiedensten Formen wider – maßgebliche sind dabei die Objekte, mit denen er sich alltäglich umgibt. Doch stellt sich in der heutigen von Massenkonsum geprägten Produktlandschaft die Frage nach den Bindungs- und Aneigungsmöglichkeiten gestalteter Produkte. Die aus diesem Gedanken entstandenen Objekte stellen eine Aufforderung an das Gegenüber dar, das Unvollendete zu vollenden. Handwerkliche Interaktionen des Nutzers stellen die Produkte fertig. Dabei entstehen nicht nur Unikate, sondern auch Erlebnisse.
Der Nutzer wirkt in die Ästhetik ein und lädt sie mit emotionaler Bedeutung auf. In einem Bereich der Produktion verschmelzen Nutzer, Gestalter und Produzent – es findet eine Kokreation und Koproduktion statt.
Engineers and designers traditionally use metallurgical processes to develop particular properties of metal, like their mechanical strength or their high electrical and thermal conductivity. But extracted metals have other interesting peculiarities: they are very reactive to the environment, some can easily oxidate, rust or stress.The field of fine arts on the other hand has made use of these properties for a long time when producing pigments out of metal oxides, etching metal in printmaking or capturing images in the silver photographic process.
A new metallic material, created from non-utilitarian production parameters has never yet been developed. Inspired by chemical reactions similar to those found in construction materials like concrete, water is used as a catalyst for mineral crystallization that leads to a solid metastable aggregation of metal dust with emerging properties of it’s own. This research speculates on the vitality and potential of matter to affect and to be transformed by slightly changing the way it’s arranged.
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Betreut von: Prof. Axel Kufus, Prof. Dr. Kathrin Busch
Im Zusammenhang mit dem Begriff der Spur wird das Verb spüren meist in Bezug auf ein aufspüren gedacht. In dieser Hinsicht impliziert spüren immer einen Moment der Jagd und der Verfolgung, an dessen Ende stets die Aufdeckung eines bis dahin unbekannten Abwesenden steht. Die Existenz der Spur ist hier an den Menschen, der diese aufspüren möchte, gebunden. Das Verb spüren bezieht sich aber vor allem auch auf eine körperliche Empfindung oder Wahrnehmung. In der Spur schlummert die Möglichkeit einer Berührung. Diese Verbindung zwischen Distanz und körperlicher Nähe zeigt sich vor allem beim Tragen der Kleidung eines nahestehenden Menschen. Es ist, als wäre seine Anwesenheit durch das Kleidungsstück, durch die Spuren, die er dort hinterlassen hat, spürbar. Die Kleidung wird zum Träger von Spuren, sie wird zum Träger eines vorübergegangenen Körpers. In diesen Spuren liegt die Berührung mit jemandem, der uns berührt, indem er fortgegangen ist. Eine Berührung zwischen Nähe und Distanz.
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Betreut von: Prof. Wowo Kraus, Prof. Dr. Kathrin Busch
Among one-dimensional men, it is not surprising that someone with an insistent experience of other dimensions, that he cannot entirely deny or forget, will run the risk either of being destroyed by the others,or of betraying what he knows.
I pulled the curtain, turned off the light and closed the door. Standing in the dark, my mind became active; the nothingness that just engulfed the whole world was thus blended – it was black.
Arbeit hat die Welt verändert, denn sie schaffte Werte, sichert menschliche Existenz und ließ Zivilisationen und Hochkulturen entstehen. Sie könnte in ihrer Vielfalt, der Ausführung und Art nicht unterschiedlicher sein. Sie vereint Erfindungsreichtum, Hingabe, Erfahrung, Geduld und Leidenschaft. Sie bewegt sich zwischen Zwang und Privileg, zwischen bloßer Existenzsicherung und Selbstverwirklichung.
Die Arbeit steht im Wandel. Die Veränderung auf den Arbeitsmärkten, insbesondere die Erosion der Normalarbeitsverhältnisse stellen die Gesellschaft vor neue Herausforderungen, denn Roboter und Computeralgorithmen rütteln an den Grundfesten der bisherigen Arbeitsgesellschaft. In einer Gesellschaft, die zunehmend mit dem Problem der Arbeitslosigkeit konfrontiert ist, wird Arbeit zu etwas Edlem und Schätzungswertem. Ebenso führt der Wandel der Arbeitswelt, von einer Industriegesellschafft hin zu einer Informationsgesellschaft dazu, dass sich die Ansprüche an den Arbeiter verschieben und neue Fähigkeiten wie Empathie, Kreativität, Phantasie und ethnisch moralisches Abwiegen und Entscheiden in den Vordergrund treten werden. Mit den sich veränderten Anforderungen und dem gerecht werden verschiedenster Rollen und Funktionen innerhalb des Arbeitsumfelds- und Aufgaben, wird die Fähigkeit des Improvisierens zu einer zunehmend wichtigen Kompetenz des menschlichen Verhaltens und steht für ein spontanes intuitives Handeln. Die Rolle des Mannes in der Gesellschaft und auch in der Familie war vor allem früher stark an Arbeit, speziell an Erwerbsarbeit gebunden, denn die Leitbilder von Männlichkeit und Weiblichkeit waren insbesondere auf die Durchführung bestimmter Arbeitsaufgaben ausgerichtet, was man zum Teil heute noch in bestimmten Berufsgruppen beobachten kann.
Dieses Spannungsfeld in dem sich das Thema „Work“ einordnet, ist Ausgangspunkt für den gestalterischen Schwerpunkt und die Umsetzung der Kollektion. Arbeit ist einer der größten Zwänge und zugleich ein Privileg. Sie kann ebenso für Armut wie für Luxus stehen. Begriffe wie Improvisation und Arbeitsprozess werden als Gestaltungsprinzipien aufgegriffen. Im Bekleidungskontext bildete Arbeitsbekleidung ein Ausgangspunkt, der wiederum einen genaueren Blick auf Bekleidung als bloße, zweckmäßige Schutzhülle wirft. Verschleiß und Versehrtheit können ebenfalls als Gestaltungsprinzipien genannt werden. Entstanden ist eine Kollektion, die sowohl in ihren Silhouetten, als auch in ihrer Materialität die Kontraste und die Vielschichtigkeit des Themas „Work“ aufzeigt. Dabei wurde ein besonderer Fokus auf die Materialität gelegt. Prozesshaft entstehendes und vielschichtiges Material soll den Kontrast von Handwerk und Industrie, von Einfachheit und Luxus in seiner Haptik, Anfertigungsweise und der Kombination von verschiedenen Materialitäten verdeutlichen. Insbesondere in Bezug auf Arbeitsbekleidung lassen sich die Veränderungen der Arbeitswelt deutlich machen, denn sie transportiert sowohl soziokulturelle Vorstellungen von Männlichkeit als auch die Bedeutung von Zeit. Doch sie könnte in Zukunft nur noch eine Art Relikt darstellen und im Sinne von vergangener Zeit, manuellen Tätigkeiten und der fortschreitenden Automatisierung und Digitalisierung der Arbeit, als Zeichen von „Zeit“, „Arbeit“ und „Tradition“ gesehen werden.
Der starke Focus auf Handwerk sowie die Veredlung der einzelnen Kleidungsstücke, speziell im Bereich der Stickerei, bilden Elemente, die besonders im Bereich der Männermode und vor allem im Kontext von Arbeitsbekleidung neue Bilder und Gedanken zum Thema Männlichkeit in Bezug auf Arbeit aufzeigen. Das Delikate, Detailverliebte, haptisch Erfahrbare, das Erfahren unterschiedlichster Oberflächen und der Umgang mit Farben, sind Stellvertreter für den Wunsch nach dem Romantischen, den Wunsch nach mehr Intimität, Intuition und Hingabe in der Arbeitswelt.
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Betreut von: Prof. Wowo Kraus, KM Lars Paschke
Fotos Credits:
Fotografin: Marlen Mueller
Hair & Makeup: Patricia Heck
Models:
Julian Ribler
Martin Tran von m4 models
Gabriel Hendrixx von promod
Michael Neuenhaus von Modelwerk
‚Felting Structures‘ beschreibt ein neues experimentelles Fertigungsverfahren, das faserbasierte Ausgangsmaterialien verwendet und innerhalb eines
generativen Prozesses präzise verarbeitet. Es ermöglicht die Erstellung komplexer und dreidimensionaler, faserstrukturierter Oberflächen und Artefakte, die in unterschiedlichen Disziplinen Anwendung finden. Die Objekte sind haptisch, körperlich-erfahrbar und lassen die Schnittstelle zwischen Technik, Mensch und Objekt sinnlich wahrnehmen.
Die Arbeitsgrundlage bilden materialwissenschaftliche, maschinelle sowie digitale Aspekte, die in einer kollaborativen Arbeit zusammengeführt werden und Räume für Inspirationen schaffen. Material, Technologie und Gestaltung stehen bei der Auseinandersetzung in ständiger Wechselwirkung und wurden unter ökonomisch, ökologisch und kulturellen Faktoren untersucht. Der Prozess wurde hinsichtlich einer Korrespondenz zwischen Material und Technologie analysiert und bearbeitet.
Alicia Sobtzick (MA-Produktdesign)
Maximilian Sedlak (BA-Produktdesign)
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Betreuer von Alicia Sobtzick | Prof. Jozef Legrand, Prof. Holger Neumann
Betreuer von Maximilian Sedlak | Prof. Burkhard Schmitz, Prof. Holger Neumann, Dipl.-Des. Ariane Jäger
Weiße Flecken auf Landkarten verweisen auf unbekannte, gänzlich unerforschte Gebiete. Schwarze Flecken so scheint es markieren, das historisch Unbekannte und Vergessene. Schwarz ist auch der Abdruck des Lebens, die Symbolfarbe des Todes, Markierung des Erloschenen. Pechschwarz – der geschichtliche Vorstrich der menschlichen Zivilisation.
Zeitschleusen öffnen einen Zugang, der die Vergangenheit mit der Gegenwart und der Zukunft verschmelzen lässt. Das Rückgrat dieser Welt ist ein Wurmloch, dass einen durch Zeit und Raum reisen lässt. Es verändert unaufhörlich seine Form, wird vom Tisch zur Karaffe, verwandelt sich in einen Stuhl.
Mit Blick auf die Wurzeln unserer Kultur, erkennt man materielle Potenziale für eine Reaktivierung, um eine neue ontologische Imagination zu provozieren – als zeitliche Antwort oder als Ausdruck des Unbehagens gegenüber den Konditionen unserer Zeit. Dies bedeutete für uns, die Imperative und Modalitäten der Moderne von Zeit, Material, Wert, Produktion und Reproduktion zu hinterfragen und die eventuellen Fehler im System – die transmutierten Prozesse – die, die Moderne hervorbrachte zu hinter leuchten. Dafür haben wir untersucht, was weit entfernt, aber noch nicht abgelegen genug ist, um unser Gedächtnis zu durchdringen. Indem wir unseren Blick auf das richteten, was in der Ferne, aber in Raum und Zeit so nah ist, dass es unsere Aufmerksamkeit wieder fängt. Darunter das Birkenpech, das als der erste systematisch hergestellte Thermoplast der Menschheit bezeichnet werden kann und dessen Herstellung, durch den Menschen auf 220.000 Jahre vor unserer Zeit datiert wird.
Die von uns behandelten Materialien sind Stoffe, über die wir nicht mehr Bescheid wissen; wofür sie gut waren, wie sie sich anfühlen, welcher Geruch an ihnen haftet oder wie schwer sie in der Hand liegen. Als Urahnen der petrochemisch erzeugten Materialien legen sie Fragen frei; zum Verschwinden, dem was existiert und wie wir leben möchten. Ein einfaches thermoplastisches Komposit aus Schellack und Bambuskohle, den Rohstoffen einer längst vergangenen vorindustriellen Gesellschaft. Erhitzt, geformt, transformiert – verwandeln sich die Materialien in die von uns angestoßenen Prozesse. Sie werden biegsam, verflüssigen sich – nehmen einen anderen Aggregatzustand an. Die Objekte geraten in Bewegung oder ins Schweben. Die Stoffe sind verdichtet, aber nicht unveränderlich. Im selbst definierten break-and-remake Prozess können sie sich im nächsten Schritt wieder verflüssigen und erneut in eine andere Form verwandeln. So wird der Erinnerungsraum zum Vorstellungsraum. Im spekulativen Sinn verschwimmen so die klaren Grenzen des Gebrauchs. So sollen die Objekte als Prototypen dienen, als Benutzerhandbücher einer Erinnerung im (Rück-)Blick auf eine andere mögliche Wirklichkeit.
Das Ergebnis sind Wesentlichkeiten. Archetypen des Gebrauchs. Dies sind unsere Zeitschleusen.
Langsam verhallen die Aufrufe zur Beherrschung der Natur – mal aus
Ermüdung, mal aus Kapitulation. Oder durch die Erkenntnis, dass ein
anthropozentrisches Weltbild auf kurz oder lang zur Entkräftung des
Menschen selbst und seiner natürlichen Ressourcen führen wird.
Eine „neue Ökologie“ übernimmt ihren Platz, die die kategorische
Trennung zwischen Mensch und Natur, Subjekt und Objekt in
Frage stellt und die Materie als lebendige, gestalterische Kraft zu
begreifen versucht. Belebte Materie, beseelte oder sozialisierte
Natur, handelnde Dinge – Phänomene, die als vormodern gelten oder
den außereuropäischen Kulturen zugeschrieben wurden, sind heute erneut
virulent und allgegenwärtig in der Kunst, dem Design und unserem
hochtechnisierten Alltag.
Welche Potentiale entstehen durch diesen veränderten Blick auf die
Dinge und ihre Materialität für die Gestaltung, wenn angenommen
wird, dass dem Material selbst eine gestaltende, formgebende Kraft
inne wohnt? Wie lassen sich Kräfte und ihre Qualitäten auf- und einfangen,
um- und weiterleiten, bündeln oder ausbalancieren, in synergetische
Wechselwirkung bringen? Wie lässt sich zu Schnelles verlangsamen
und zu Festgefahrenes in Bewegung bringen? Wie lassen sich die
Netzwerke zwischen Mensch, Artefakten und Natur designen und
welche neuen Sozialitäten prägen sie aus? Wie sind die Abhängig-
keitsgeflechte, wie etablieren sich Notwendigkeiten, wie politisch
sind unsere Designentscheidungen?
Wie lässt sich mit der Welt arbeiten statt gegen sie? Und wie in der Welt leben
statt von ihr?
Mit diesen und eigenen Fragestellungen starteten 11 Master-Studierende
aus dem Mode- und Produktdesign vor einem Jahr ihre experimentellen
Projektvorhaben und entwickelten in interdisziplinären Spannungsfeldern
aus Theorie und Praxis ihre Positionen, aus denen sich neue,
spezifische Fragen zur Gestaltung der fortschreitenden Verhältnisse
zwischen Mensch und seinen Artefakten stellen.
Studierende der Masterklasse Design:
Gesine Försterling
Sophia Guggenberger
Julius Jacobi
Anja Lappatsch & Annika Unger
Jorge Miñano
Jennifer Rippel
Alicia Sobtzick
Phlipp Weber
Simone Werger
Muyao Zhang
Lehrende der Masterklasse Design
Prof. Wowo Kraus (Mode-Design)
Dipl.Des. Lars Paschke (Mode-Design)
Prof. Axel Kufus (Produkt- und Prozessgestaltung)
Dipl.Des. Hanna Wiesener (Produkt- und Prozessgestaltung)
Prof. Dr. Kathrin Busch (Design-Theorie)
Prof. Dr. Ingeborg Harms (Mode-Theorie)
Prof. Dr. Gesche Joost (Designmethoden)
Prof. Jozef Legrand (Bildende Kunst)
Prof. Holger Neumann (Technologie)
Am Anfang stand die Kohle, die der Urgroßvater 1912 in Marl abbaute. Gut 100 Jahre später besuchte sein Urenkel Philipp Weber das Bergwerk in dem er arbeitete. Philipp entdeckte dabei nicht nur seine geschichtlichen Wurzeln im nördlichen Ruhrgebiet, sondern begriff das fossile Material „Steinkohle“ auch als Botschaft, sich tiefergehend mit seiner Thematik zu befassen. Aus ihr gewinnt die Industrie in einem aufwendigen Verfahren Koks. Zusammen mit Eisenerz zu Eisensinter verarbeitet, dient sie der Eisenherstellung und bildet somit die Grundlage für die Stahlproduktion.
Herstellungsprozesse inspirierten Philipp bereits bei seinen vorangegangen Projekten zu kreativer Auseinandersetzung. So auch die Koksgewinnung, die hinter industriellen Vorhängen in großem Stil stattfindet.
Wenn Kohle in so genannten Kokereien zu Koks verarbeitet wird, dann geschieht das bei Temperaturen von über 1000 Grad – und unter Sauerstoffabschluss. Philipps Recherche deckte auf, dass die Kohle dabei nicht verbrennt, aber seine flüchtigen Anteile verliert. Was übrig bleibt, ist nahezu reiner Kohlenstoff.
Diesen Prozess wollte er in seinem Projekt nicht nur intellektuell untersuchen, sondern handwerklich-ästhetisch umsetzen. In ersten Entwürfen entwickelte er seine eigene Miniatur-Kokerei. Er ging dabei von einem Keramikofen als Basis aus. Im Zentrum und Kern des Ofens steckte die Retorte. Sie beinhaltet die Kohle, schirmt sie ab von Sauerstoff und schützt sie so vor dem Verbrennen. Zwei mundgeblasene Glaskolben fangen den bei der Destillation entstehenden Teer und andere Flüssigkeiten auf. Ein großer, mit Wasser gefüllter Kupferbehälter funktioniert als Kühlelement. Gase, die nicht verflüssigt werden, werden über ein besonderes Rohr ausgeleitet und bei ihrem Austritt verbrannt.
Philipp verknüpft in diesem Projekt Produktions- und persönlichen Individuationsprozess.
Aus der Perspektive der Kohle aber versucht er wertschätzend ein Stück Erdgeschichte zu verstehen und hinterfragt die menschliche Kompetenz, die eine folgenreiche Bedeutung für unseren Planeten hat.
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Betreut von: Prof. Axel Kufus, Prof. Dr. Kathrin Busch
Reaktion und Entwicklung, systematisch geleitet durch eine Verbindung aus Dekonstruktion und Rekonstruktion. Die Arbeit “ – “ illustriert alternative Designmethodiken mit dem Ziel Bekleidungskonzepte neu zu interpretieren.
Die Beziehungen zwischen Mensch, Körper, Bekleidung und der Natur gilt es zu überdenken und eine neue, direkte Wechselwirkung entstehen zu lassen — Eine Wechselwirkung hinsichtlich Gestaltung, Tragbarkeit und wechselnder Identität der Kleidungsstücke. Ein modifizierter Entwicklungsprozess bildet das Fundament der Arbeit und lässt eine abstrakte Formsprache entstehen. Gegenüber konventionellen Entwurfsprinzipien setzt sich der konstruierte Prozess aus einer impulsiven Komposition und einer codierten Struktur zusammen.
Wechselnde Entitäten und Handlungen innerhalb des Netzwerks der Bekleidung sind charakterisiert und bringen kontrastierende Perspektiven hervor. Das Resultat situiert sich in einer 20-teiligen, adaptiven Modellreihe und bildet eine gestalterische Brücke zwischen Gegebenheit und progressiv-ausgerichteter Materie.
“ – “ inszeniert eine Vielfalt in der Formgebung durch eine kontrollierte Transformation. Nachhaltige Abwandlungen der Körper und Modelle befreien die Bekleidung von universalen Dogmen. Durch Veränderungen anstelle eines Austauschs sind alternative Optionen auf ein System projiziert. Das Medium der Bekleidung formt eine Bildfläche, die individuelle Handlungen und Reaktionen als dynamische Reflexion des Zeitalters darstellt.
Dekonstruktion, Rekonstruktion and Neukomposition
— Eine codierte Abstraktion der Bekleidung im 21. Jahrhundert.
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Betreut von: Prof. Wowo Kraus, Prof. Jozef Legrand
Traditionell.
Industriell.
Digital.
Ein Schuh auf einem Rahmen gebaut.
Komponenten werden reduziert.
Werkzeuge werden überdacht.
Prozesse werden vereinfacht.
Kommunikation neu bewertet.
i think it’s time for you to come back to earth // 2012 // Diplomarbeit Modedesign
The collection is built up following a storyline of a roadtrip from home to universe. It deals with the emotions of homesickness and wanderlust and the meaning of geographical places.
The collection starts with the question how much our perception of feeling home or like a stranger is interwoven with places. The focus lies within the controversial feelings of security of places we call home and the strive after freedom of being outside your comfort zone exploring the new.
Photographs by artists such as Lewis Baltz, Stephen Shore or Robert Frank, and movies such as Jim Jarmusch`s „Stranger than paradise“ and roadmovies directed by Wim Wenders serve as the inspiration. The encounter with different places influences us. Travelling on a road trip means constantly moving and receiving new impressions. The collection reflects this overflow in being consciously not homogenous. Every silhouette stands for itself as a chapter of the journey.
It`s about the Biedermeier sense that engages itself in a concentration within your own four walls, in contrast to the urge to get out and see the world. The collection transfers these moods into a visual roadtrip. In the course of that a satellite image of an geographical area transforms into a screen print on silk, geometric patterns of buildings inspire reliefed knitwear or the way maps are folded serve as a pleating technique. It`s an interplay between domestic life, using domestic techniques like knitting, embroidery, tapestry work and the life outside with the longing to escape traditions through futurism, using technical textiles and traces of outdoorclothing or technical fastenings. The impressions becoming diffuse during an intense journey are interpreted in garments that feel familiar and strange at the same time.
The first and the last look function as the collection`s key looks. The first silhouette shows the geometric pattern of a door and a typically german door wreath. It`s a hand- knitted bold sweater with the shape of a cocoon. Just as the last outfit has this cocoon-like egg shaped cut inpired by the sixties space age, made out of technical softshell embroidered with the blue flower, the symbol of the romanticism for the eternal wanderings.
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Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // Stefan Hipp
you are not authentic unless your eyes mirror your soul // 2012 // Diplomarbeit Modedesign
The digital media function as a virtual identity finder in today’s society. I flirt as „Coco85“ with „dirtyharry“. My short hair has become a long blond mane. I have revamped my image. Each parameter of the idealization of my new virtual identity, of my self-constructed avatar is freely definable. Here I am sitting comfortably at home and experience role-playing adventures that become even more exciting as reality and form uncomplicated adequate replacement.
The result is a collection of 8 women outfits that reflects the critical engagement with the issue of „self-isolation“, using the example “gaming”, in an abstract way.
Materials used are silk and napa-leather, the shoes were made of poured concrete with bolt-on straps.
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Betreut von: Prof. Grit Seymour // Prof. Dr. Walter Scheiffele // KM Melanie Freier
// photos: Sebastian Donath // models: Kate (Izaio) / Frida B. (Viva) // hair /make-up: Maria Ehrlich
Am Anfang stand die Frage: Wie vereinfacht man den ersten kommunikativen Kontakt?
Kurz: Was bringt uns Menschen zusammen?
Menschliche Kommunikation beginnt immer nonverbal. Wenn wir auf die Welt kommen, erfahren wir diese in erster Linie über den direkten Kontakt. Wir „be-greifen“. Bis zu einem Alter von drei Jahren beginnt fast jede Kommunikation mit uns Unbekannten durch eine Berührung. Wenn wir etwas anfassen können und nichts schlimmes passiert, dann fassen wir Vertrauen.
Und dieses einfache Konzept, Berührung schafft Vertrauen, funktioniert bis ins hohe Alter. Der physische Kontakt zu anderen Menschen bringt uns ihnen näher. Egal ob wir sie bereits kennen oder nicht. Vor allem der Kontakt menschlicher Haut.
Ein interessantes Phänomen das diese Tatsache widerspiegelt, ist, dass sich ganz normale Haut eines anderen Menschen immer weicher anfühlt als unsere eigene…
Mit meinem Projekt „spielend begreifen“ habe ich ein Gerät geschaffen, mit dem ich Menschen inspirieren möchte sich gegenseitig im Spiel zu „begreifen“, Vertrauen aufzubauen und Kontakte zu knüpfen. „spielend begreifen“ soll die Angst nehmen auf andere Menschen zuzugehen.
Bei meinem Gerät hält jeder der fünf Mitspieler einen elektrisch leitenden Griff und ist so durch ein Kabel mit der Konsole in der Mitte verbunden. Berühren sich zwei Spieler, wird ein messbarer Stromkreis geschlossen. So erkennt das Gerät jeden Hautkontakt und kann durch Regeln und ein akustisches Feedback verschiedenste Körperkontaktspiele auf der Basis von Rhythmus und Musik umsetzen.
Der Vorteil, jeder Spieler kann selbst entscheiden wie intensiv, wie direkt er den Kontakt mit anderen herstellt. Der klassische Handschlag funktioniert hier genau so gut wie ein Küsschen auf die Wange.
Betreut von: Prof. Axel Kufus // Prof. Holger Neumann
Kontakt:
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›spielend begreifen‹ // Rundgang 2015
Welche Rolle spielt körperliche Nähe in unserer Kultur?
Wie werden körperliche Berührungen erfahren?
Welche Empfindungen lösen sie aus und welche Regeln gibt es?
Der gewählte Ansatz nutzt die Möglichkeit auf spielerische Art
und Weise Berührungen und Kontakt zwischen den Menschen einzuüben,
um so mehr Sicherheit im täglichen Umgang miteinander zu ermöglichen.
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PROJEKT VORSCHLAG (2014)
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Es gibt Menschen deren Alltag von Ängsten und Hemmungen geprägt ist. Angst vor Körperkontakt, vor dem Zeigen von Gefühlen oder künstlerischem Ausdruck fallen so schwer, dass z.B. Singen oder Tanzen in der Gegenwart anderer als sehr unangenehm empfunden werden können. Busfahren, Disco Besuche oder schon das Passieren von Türen während von vorn jemand entgegen kommt können Stress hervorrufen.
Ziel:
Dieses Projekt soll Möglichkeiten der Überwindung von Ängsten und Hemmungen als spaßhaftes Gruppenerlebiss, durch die Verbindung von Musik und Bewegungen nachhaltig begünstigen, um so einen positiven Einfluss auf das soziale Miteinander hervorzurufen.
Das Konzept sieht ein Objekt vor, welches die Bewegungen und Berührungen der Teilnehmer aufzeichnet und diese zur Manipulation von Musik weiter verwertet. Diese wird in Echtzeit wahrgenommen. Die Gruppenteilnehmer sind interaktiv miteinander verbunden. Jeder einzelne kann seinen performativen Teil betragen.
“‘Genealogy’ refers to tracing lines of descent or ancestry.
One key precept of the genealogical method is that effects need not resemble their causes, as the forces that produce a phenomenon may disguise themselves (…); another is that outwardly similar phenomena may have entirely different meanings because of the difference in the forces that produce them (…). ”
– * Excerpt from „Genealogy“ from The Deleuze
Dictionary (revised Edition) by Bruce Baugh, edited by Adrian Parr. Copyright 2010 by Edinburgh University Press and Bruce Baugh, first published 2005.
What is the potential for design, when you create the process ahead of the product?
This projects questions the design process of fashion – it investigates a new role for the designer as well as the acceptance of silhouettes defined by us as garments. The approach was an explorative and not a descriptive one. It was all about asking questions, reforming rules of existing structures and remaining open to the unexpected.
The beginning lies in the creation of a new workflow prior to the definition of the object. Through a new way of acting we are able to let go our preconceptions of standard clothing and act freely in the moment, to create a new shape – not only an imitation – out of the regular tools used in the industry of fashion.
The design process is in its nature a non-linear development. It includes various resistances and sometimes sharp direction changes throughout the whole design cycle of a shape. My new way of creating is stimulating and using this given characteristics.
Developing the silhouette
The shape of the garment is designed only through communication and pre-determined tools given to a defined group of people; there is no ideal body to fit in, no gender, no images, no sketches – only simple rules to follow or break while creating the three dimensional form.
The experimental environment includes randomness as an active tool to create an individual abstraction of the given. The translation of the draft into material, crafted and finished, gives the garment its soul.
Not only a new silhouette but an own identity is created, lacking a predefined function. The garment is meeting the user on the level of strangers meeting each other the first time. There is a phase of introduction. The consumer has to acquire the use and make the connection between the abstract shape and the own body. Only through the act of dressing the garment takes on an exact definition. Our acceptance of the seen is producing the value to the object and translating it back to our cultured concepts of clothing.
Always a co-authorship
The new garment is always a collaboration between various people in different stages – design, creation, consumption. Involved participants have always an active role in the development of the form – the power of decision making is shifting back and forth from myself to the other.
Betreut von: Prof. Jozef Legrand // Prof. Marloes Ten Bhoemer
Kontakt: // www.susannekasper.com
Creators: Gianni L. // Jana L. // Jozef L. // Sophia G. // Vicki A. // Milan F.
Models: Milan Siegers // Katharina Bellinger // Claudia Alvino // Diego de la Rosa // Shora Fallahi
Assistance: Milan Friedrich
Fotographie: Judith Klapper
Film: Ole Thomas
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›Genealogie der Form‹ // Rundgang 2015
Ich nehme ein Hemd
Ich zerlege diese vertraute Form in ihre Bestandteile
Ich isoliere die einzelnen Komponenten voneinander Ich formuliere Handlungsregeln
Ich bestimme das Werkzeug
Ich gebe all das weiter an andere
Sie setzen die Elemente wieder zusammen
Sie befolgen oder brechen die gegebenen Regeln Sie erschaffen ihre Übersetzung des Gesehenen
Ich nehme die neue Form an
Ich transportiere diese ins Material
Du gibst ihr den Zweck
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Project Proposal (2014)
The beginning
While experiencing the fashion cycle through out all of the steps in sampling and production, a question raised up: What would other people see in the designs I gave them to translate from 2-D in 3-D, if I would reduce my communication to the minimum?
When we create something, we normally communicate everything we know about it. A process of building up always includes numerous people in a specific order. A tight and detailed code is set up throughout the years to guaranty an outcome, as close as possible to the sketch of the designer. But what happens when the communication thread is cut and manipulated? When the translation process of the idea leaves openings? When you mix up the hierarchy of decision making? Randomness made by human hand. The „not-knowing“ as an active tool. Shape created by selected information. The body follows.
Questions to ask, answers to find
Throughout the research process I started to move up and down the layers of my initial idea. Further questions opened up: Who is the designer of the object at the end? How does acceptance and recognition of pieces affect the form? Which clusters and clichés are holding us tight throughout the creation process? How does material, tools and knowledge influence the shaping process? Will a second identical shape ever come out? What value does it have to the person creating it and to the person looking at it?
The process has to be shaped first, not the final product. So the focus lies on the act of composing, to be able to discover the points, which are influencing the direction of the translator.
A constant question interconnected to this project is the definition of authorship, as the creation process will always include minimum one other person. In this, I see a high potential for the composition process. A second mind will help to open up further layers of the shape dozen in the created pieces. Used knowledge and ignorance, while building up a new shape, will fertilize or deform the object. At the end, it will definitely open and restructure the imagination of the common idea. For this, one has to be open up for unpredictable creations. The evaluation of the object itself needs to take place, when the creation process is done. The evaluation of the person to collaborate with, needs to be done beforehand.
Wohin mit allem Neuen, wenn alles voll mit Altem ist? Wie lange trügt der Schein der Neuheit? Darf man Material abfällig behandeln, wenn ein Produkt zum Abfall wird? The Upper Cycle produziert Regale aus Platten von ausrangierten Möbeln. Es ist die einfache Antwort auf die schwierige Frage der Wiederverwendungsmöglichkeit von gebrauchten Materialien im Möbelbereich.
Abgesehen von Aussehen, Zustand und Qualität stellen Plattenstärke sowie unterschiedliche Ausgangsformate die größten Herausforderungen beim Upcycling des Materials dar. Die Besonderheit von The Upper Cycle liegt in der Konzeption eines einfachen, schlichten Systemmöbels anstelle hochpreisiger Einzelstücke. Die reduzierte Konstruktion der Stapelelemente bildet das Fundament für die leichte Produzierbarkeit. Die farbigen Möbelkanten verleihen dem Regal eine einheitliche, kontrastreiche Optik und helfen dabei, Beschädigungen und Löcher im Bestandsmaterial zu übersehen. Flügelschrauben mit Maschinengewinde gleichen unterschiedliche Materialstärken aus und ermöglichen eine häufige Wiederverwendbarkeit des Systems.
Das Ergebnis ist von The Upper Cycle ist ein Produkt aus Altmaterial, das durch seine Eigenständigkeit und Konsequenz die Augenhöhe mit neuwertigen Produkten hält. Anders alt ist das neue Neu.
Betreut von: Prof. Achim Heine // Prof. Jozef Legrand
Material: verschiedene alte Holzwerkstoffe // Flügelschrauben // PVC-Möbelkante
Kontakt: // www.steffen-schellenberger.com
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›The Upper Clyle‹ oder ›Der Aufstieg des Abfalls‹ // Rundgang 2015
Wohin mit allem Neuen, wenn alles voll mit Altem ist? Wie lange trügt der Schein der Neuheit? Darf man Material abfällig behandeln, wenn ein Produkt zum Abfall wird? Und wie neuwertig kann Altmaterial sein? The Upper Cycle justiert den Blick auf das Material als solches. Die Entkopplung von Werkstoff und Gebrauchsobjekt bildet das Fundament dafür. In Zukunft wird die Frage lauten: In welcher Manier können wir das Material aus den alten Objekten entbinden, aufbereiten und erhöhen? Wie viel Erneuerung wird benötigt, um die Neugier alt aussehen zu lassen? Wie sieht der Rahmen aus, der benutztes Altes in neuem Glanz erscheinen lässt?
The Upper Cycle produziert Regale aus Platten von ausrangierten Möbeln und verleiht sie an Menschen, die Altes neu gebrauchen wollen.
Anders alt ist das neue Neu.
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Projekt Vorschlag (2014)
„The time is ripe.“
Die Zeit ist reif. Ein Reifeprozess ist charakterisiert von verschiedenen Stadien, die allesamt von Dauer geprägt sind. Im Obstanbau beispielsweise ist bedingt durch den Prozess des Reifens zu gewissen Jahreszeiten eine natürliche Knappheit zu verzeichnen. Knappheit ist etwas, dass uns heute in einer globalisierten Welt aufgrund der extrem hohen Versorgungsdichte kaum noch bekannt ist. Neben einer abnehmenden Sensibilität für dieses Thema ist darüber hinaus die Wertschätzung in den meisten Fällen eher gering. Der Verzicht als solches kaum noch denkbar. Knappheit ist ein beliebtes Element der Konsumwelt, allerdings in künstlicher Form. Als Marketinginstrument steigert sie die Exklusivität von Dingen, Monopole und Patente verknappen den Bestand ebenfalls auf künstliche Art und Weise.
Im Gegensatz dazu spielt Reife bei anderen Lebens- und Genussmitteln eine weitere Rolle. Im Weinanbau ist die Thematik unverzichtbar und zweifelsfrei erwünscht. Mehr noch: in vielen Fällen wird die Reife des Produktes geschätzt, sowohl emotional als auch monetär, da es sich positiv auf die Qualität des Produktes auswirkt.
Reife zu erlangen erscheint außerdem ungewöhnlich in Kontext Produkt. Kann ein Produkt reifen? Gibt es Reifegrade? Wenn ja, wann ist es reif? Wie wird es sich mit zunehmender Zeit verändern? Kann es wertvoller werden, wie ein guter Wein verglichen mit einer überreifen Tomate? Ist der Reifeprozess ein tauglicher? Wo liegen seine Qualitäten? Wie lässt sich dieser Prozess in gängige Designsyteme integrieren oder benötigt es neue?
“I had a romance novel inside me, but I paid three sailors to beat it out of me with steel pipes.” P.Oswalt
Kollektion „FOMME“
Wieso ist es einem Mann in der heutigen emanzipierten und aufgeklärten Welt immer noch so fremd sich sinnlich zu zeigen?
Es gibt gewisse gesellschaftlich anerzogene augenscheinliche Garderobenregeln, doch halten beide Geschlechter stets fest an der Vorstellung, dass die männliche Silhouette Seriosität ausstrahlt. Auch wenn eine gewisse Erotik und ein wenig Spaß am sich Kleiden in der Herrenmode erkennbar ist, ist der Spielraum doch sehr klein. Die Frau lebt noch heute alle Facetten der Mode aus, während der Mann Angst hat, dabei seine männliche Würde zu verlieren.Die letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass eine Frau auch führend und stark ist, im Moment lernen wir im Dialog dazu, dass auch der Mann sensibel, schwach und sinnlich sein kann. Die Mode hinkt dieser Erkenntnis in der Masse sehr nach.
Zeitgenössisch ist ein Wandel erkennbar, ein Wunsch den Mann anders und neu darzustellen. Er ist wie eine neue Leinwand auf welcher man neues ausprobieren kann und der gesellschaftliche Wandel ist die Voraussetzungdafür, dass dies zugelassen wird.
Mit meiner Kollektion möchte ich einen Anstoß geben, den Mann aus seinem festgefahrenen Bild zu befreien, und zu beweisen, dass auch ein geschmückter Mann männlich aussehen kann, sinnlich, ohne lächerlich zu sein. Es liegt mir fern ihm Frauenklamotten überzuziehen und zu erwarten, dass sich der Blick auf ein solches Objekt mit einem Moment verändert. Auch ich halte trotz meiner Experimentierfreudigkeit an gewissen konservativen Sichtweisen fest. Meine Intention ist es lediglich zu spielen und die Geschlechtergrenzen somit ein wenig aufzurütteln. Ziel ist es eine ausgewogene Reaktion an Verwirrung und Akzeptanz zu stiften, einen Eindruck, welcher auf den ersten Blick verwundern mag. Das Bild des Mannes verändert sich und ich hoffe es dauert nicht mehr lange, da wird meine Kollektion keine beachtenswerte Reaktion mehr hervorbringen, sondern als “normal” gesehen werden.
Unisex „FOMME“
“Fomme” entstand auch mit einem Bedürfnis ein neues Unisex Konzept auf den Markt zu bringen. In der Rolle des emanzipierten, weiblichen Konsumenten von Mode passiert es mir häufiger, dass ich die Kollektionen von Herrendesignern für mich spannend finde, spätestens beim Kauf scheitere ich allerdings häufig an der Herrenkonfektion.
Mein zukünftiges Vorhaben ist es Unisex Kollektionen zu gestalten, welche von der Männerlinie ausgehen, die nicht in “one size” Größen angeboten werden, sondern in den gängigen internationalen Herren- aber auch Frauengrößen. Es geht mir eben nicht, wie den üblichen Unisex Labels, darum, eine neutrale androgyne Form zu finden, die aufgrund der Unterschiede in den Körperformen, meist zu Körper negierenden Silhouetten tendiert, ich möchte trotz Gleichmachung des Stils auf die Körperformen eingehen. Im Vordergrund steht die Möglichkeit sich als Mann als auch als Frau an einer Linie bedienen zu können, ohne jegliche Kompromisse eingehen zu müssen, da die Passform an den jeweiligen Körperformen durch die richtige Schnitttechnik angepasst wird.
Ich verstehe die Stadt nicht nur als Wohnraum, Infrastruktur und Umschlagplatz für Dienstleistungen, sondern auch als Ort der Begegnung und der Versammlung, des Dialogs und Erfahrungsaustausches; der Kommunikation. Wo Menschen ihr tägliches Leben teilen; an öffentlichen Plätzen, Straßen oder Brachflächen. Das bringt mich zu der Frage, auf welche Art ich diese Kommunikationen vermitteln kann, um diese verschiedenen Dimensionen zu (ent)artikulieren.
Eine städtische Erfahrung wird verwirklicht. Wo die Stadtvon Allen wieder neu erfunden werden kann. Sie macht den Reichtum, die Identität und die Alternativen unserer Realität offensichtlich.
Es wurden acht tragbare Strukturen gebaut, die es ermöglichen, mit ihnen an verschiedenen Plätzen zu experimentieren. Jede Struktur ist ein Spiel von Spannung und Kompression und wird gestaltet, um verschiedene Momente zu erschaffen.
Handlungsraum
Benutzt man sie horizontal, laden sie Personen ein, sich zu setzen und darauf auszubreiten. So können sie ihre Geschichten, Gedanken und Erfahrungen mit mir und anderen auszutauschen. Es wird reflektiert, erzählt und eingenommen.
Staffeleien
Danach werden die Strukturen in vertikaler Form in einen Kreis gestellt und als Rahmen benutzt, um die Interaktion zwischen Körper und Stadt, gegeben durch die Personen und den Raum den sie bewohnen, zu zeichnen.
Instrument
Auf diese Weise ergibt sich eine360° Zeichnung, wo die drei Dimensionen, die sich in der Stadt binden gezeigt werden: Der physische, der mentale und der soziale Raum. Diese Zeichnungen werden auf einer weißen Kugel widergespiegelt, um neue Formen der gemeinsamen Wahrnehmung zu erforschen.
Betreut von: Prof. Axel Kufus // Robin Resch
Material: Holz // Aluminium // Textil
Kontakt:
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›urbanes (ent)artikulieren‹ // Rundgang 2015
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Projekt Vorschlag (2014)
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Unter Hinweis auf die Herkunft des MA „Transfection designsystem“, wo der Begriff „transfection“ aus der Biologie kommt und das Verfahren der absichtlichen Einführung von Nukleinsäuren in Zellen bedeutet, ein DNA-transfer, der durch die Eröffnung von vergänglichen Poren oder „Löcher“ in der Zellmembran die Aufnahme von Material ermöglicht.
Mit diesem Konzept habe ich angefangen und mich gefragt, ob diese Definition auch für Berlin zutreffen könnte. Wenn ich mir Berlin als Zelle vorstelle und welche Art von Nukleinsäuren kann ich in diese Zelle einführen? Wo sind diese vergängliche Poren oder „Löcher“ in dieser Stadt/Membran?
Die Stadt und der Raum ist die beste Ausgangspunkt, hier findet die soziale Interaktion statt, denn es sind Elemente die sich selbst aktiv produzieren und wo wie Lefebvre meinte, sich drei Dimensionen binden; der mentale (Bachelard), der soziale und der physische Raum (Foulcault).
Deswegen habe ich angefangen die Stadt zu erkunden, sie zu beobachten, sie zu zeichnen und langsam in ihr zu experimentieren um auf sie reflektieren zu können. So habe ich erkannt, dass wir nicht in einem homogenen Raum leben, sondern, ganz im Gegenteil in einem Raum, der mit Eigenschaften geladen wird. Der durch eine Reihe von Gegensätzen gesteuert wird, die schwierig zu ändern sind.
Aber ebenso, findet man in Berlin Projekte und representationäle Plätze wie dasTempelhofer Feld, wo sich ein „sollte sein“ manifestiert. Räume die direkt von ihren Bewohnern erfahren werden und die über den physischen Raum sind, da die Menschen zimbolischen Gebrauch von den Objekten, die ihn komponieren, machen. Es sind ausweichende Räume, wo die Phantasie der Menschen versucht ihn zu verändern und sich anzueignen. Daher sind es oft Objekt der Begierde von Spezialisten die versuchen ihn zu kodifizieren, zu rationalisieren und schließlich zu reißen.
So kann ich mir jetzt vorstellen, dass solche andere Räume, die sich allen widersetzen irgendwie dazu bestimmt sind, zu löschen, zu kompensieren, zu neutralisieren oder zu reinigen, und mir die Möglichkeit jetzt geben sie wie die vergängliche Poren oder „Löcher“ in dieser Stadt/Membran zu finden.
Diese Räume geben mir die Möglichkeit zu phantasieren und zu fragen in welcher Art und Weise können wir mit unserer Umwelt interagieren und wie könnten wir unsere Welt leichter wahrnehmen.
Der Wunsch nach mehr Zeit für sich (also nach Autonomie), Kompetenz (ich kann/weiß etwas) und das Verlangen nach neuen Erlebnissen und Erfahrungen sind grundliegende menschliche Bedürfnisse (z.B. Deci & Ryan, 2000). Ein gutes Buch kann diese Bedürfnisse bedienen. Mit ihm nimmt man sich Zeit für sich, man wird dabei etwas Neues lernen und Neues erleben, was man womöglich anders nicht hätte erfahren können. Viele verspüren sogar den Wunsch mehr zu lesen und tun es doch nicht.
Mit Hilfe dieser Lampe wird ein Moment geschaffen, in dem, an den Wunsch mehr zu lesen erinnert wird und Lesen möglich ist. Der Nutzer entscheidet, wann und wo tagtäglich ein guter Moment sein könnte, an das Lesen erinnert zu werden und stellt dies individuell für sich ein. Er hängt das Buch, welches er zur Zeit lesen möchte über das Leuchtmittel der Lampe und nutzt sie so als Lesezeichen. Von nun an beginnt die Lampe täglich zur eingestellten Zeit zu leuchten und bietet ihr Licht an. Dieses leuchtet in die Seiten des Buches und schafft zusätzlich um sich herum eine gemütliche Atmosphäre. Der Nutzer kann sich nun entscheiden, das Licht zu gebrauchen, indem er das Buch abnimmt und zu lesen beginnt oder aber er schaltet die Lampe wieder aus. Dafür hängt er das Buch zurück über das Leuchtmittel.
Die Lampe macht nur ein Angebot und erinnert an eine Handlung, die man gerne häufiger vollziehen möchte. Sie lässt einem Raum zur eigenen Entscheidung, sie akzeptiert, dass man grade keine Zeit zum Lesen hat, möchte jedoch das man dem Buch wenigstens einen Moment Aufmerksamkeit schenkt. Sie wird nicht streng sein und einem das Nutzen des Lichts ohne dabei zu lesen verbieten, sie wird nicht tadeln, wenn das Buch sofort wieder zurück gehängt wird. Zum Tun-Können gehört das Nicht-Tun-Können also unbedingt dazu (Busch, Elemente einer Philosophie der Passivität, 2013), sonst wäre es reiner Zwang. Die Intension der Lampe ist klar, sie möchte, dass man täglich ließt, tut man es nicht wird man sich ein wenig an ihr reiben (vlg. Laschke & Hassenzahl, pleasurable troublemakers, 2014), tut man es wird man mit neuem Wissen, fremden Erfahrungen und neuen Gewohnheiten belohnt.
Betreut von: Prof. Dr. Kathrin Busch // Dr. Matthias Laschke
Seine Hand streift mich fast nebensächlich, sie verweilt einen Moment zu lange, um nicht einer beabsichtigten Handlung zu folgen. Dann, beinahe unerwartet, hebt er mich auf seinen Schoß und betastet und liebkost mich behutsam. Ich öffne mich ihm und zeige ihm mein Innerstes. Nun kann er seine Augen nicht mehr von mir lassen, sie wandern immer wieder von links nach rechts, immer und immer wieder, bis sie in mich hineintauchen und er in mir verschwindet und Teil meiner Erzählung wird.
Dinge beinhalten ein großes Potenzial an autonomer Gestaltung, das über das von Designern angestrebte Ziel hinausgeht.
Was ist ein Designprodukt mit Potenzial, das sich erst im Gebrauch entfaltet. Wie sieht es aus?
In meiner Masterarbeit versuche ich mich als Designer beim Gestaltungsprozess so weit wie möglich zurückzustellen, um dem Endnutzer Möglichkeiten zu geben, die Nutzung selbst mitzubestimmen. Die Produkte, die am Ende erzeugt werden, sollen in ihrer Form und Funktion wenig definiert sein. Es sind die offene Dinge.
Offene Enden ist ein Designkonzept, das kein festgelegtes, fertiges Produkt hervorbringen will. Wichtig sind die Verbindungselemente, die dem Nutzer die Möglichkeit geben, je nach Wunsch einfache oder komplexere Konstrunktion zu erstellen. Und diese lassen sich mit einfach erreichbaren Holzstäben verbinden, die man bei jedem Bauhaus finden kann. Verbindungelemente verbinden die Halbzeuge somit zu einem professionellen Produkt.
Vor allem soll offene Enden Leute dazu anregen, selbst aktiv zu werden um auf neue Ideen zu kommen.
Betreut von: Prof. Axel Kufus // KM Hanna Wiesener
1. Einladung zur Interpretation.
2. Ein freies Spiel.
3. Es entwickelt sich.
Synonyme: Mobilität, Beweglichkeit, Offenheit
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Projekt Vorschlag (2014)
Mein Projekt setzt die These voraus, dass die Dinge über ihre Form und Funktionalität hinaus ein gewisses „Mehr“ in sich tragen. Die Dinge können in ihrer Form und Funktion verändert werden und sie verändern zugleich auch den Benutzer. Meiner Ansicht nach wird das wirkliche Potenzial der Dinge zumeist nicht während des Gestaltungsprozesses erkannt, erst im und durch den Gebrauch zeigen sich alle möglichen Funktionen, es zeigen sich eben auch Möglichkeiten, die sich nicht auf die Intention des Designers beschränken lassen.
Das Ziel meines Masterprojektes ist es, „offene“ Dinge zu gestalten, die sich erst im Gebrauch oder im Prozess der „Aneignung“ realisieren, indem ich mich mit der Frage beschäftige, wie ich die Fremdheit in den Designkontext setzten kann, die die Voraussetzung „wirklicher Aneignung“ ist. Denn jeder Gebrauch ist eine Aneignung. Erst indem man sich das Fremde eines Dinges aneignet, d.h. „zu Eigen“ macht, tritt seine Form und Funktion zutage. Je mehr man sich das Ding aneignet und je mehr die persönliche Bindung mit ihm entsteht, desto langlebiger und nachhaltiger werden die Dinge. In Bezug darauf finde ich es wichtig, dass man als Designer dem Produkt mehr Freiraum gibt, sodass die Nutzer beim Umgang mit diesen aktiv bleiben und sie die Dinge in ihrer Art neu interpretieren können.
Ich beschäftige mich vor allem mit modularen Systemen, es soll am Ende kein festgelegtes, fertiges Produkt entstehen, sondern eher Bauelemente, mit denen der Nutzer bei der Produktion involviert wird und selbst die Nutzung bestimmen kann. Das heißt, ich werde „das Nutzen“ gestalten und eine Inspirationen vermitteln.
Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem jedes neu in die Welt gebrachte Massenprodukt weitreichende moralische Fragestellungen aufwirft. Nüchtern betrachtet, muss man sich die für Designer besonders bittere Wahrheit eingestehen, dass die Welt meist ohne diese – wenn auch noch so gut gemeinten – Produkte besser zurecht käme.
Es gibt einfach zu viele belanglose, überflüssige Dinge.
Wie aber geht man als Designer mit dieser Erkenntnis um, wenn man sie ernst nehmen möchte?
Ich glaube, dass Produkte – ungeachtet aller Design-Bemühungen – erst auf persönlicher Ebene im direkten Umgang und Gebrauch zu wirklich bedeutenden und dauerhaft geliebten Dingen werden können. Dazu ist es jedoch notwendig, dass diese Produkte ein gewisses Potenzial zur Weiterentwicklung, Interpretation oder Aneignung besitzen.
Es manifestiert sich jedoch zunehmend das Gegenteil: Alles wird stets geschlossener, ausdifferenzierter und unnahbarer.
Andererseits gab es aber auch nie zuvor ein größeres Angebot an detailliertem, verständlich aufbereitetem, jederzeit frei zugänglichem Produkt- und Produktionswissen.
In Hinblick dessen möchte daher mit einer mobilen Werkstatt Orte schaffen, an denen sich Menschen den Dingen wieder nähern können. Die Werkstatt versammelt Methoden, Werkzeuge und Wissen, um die Dinge zu ergründen und verstehen zu lernen. Als ein Ort des Austauschs liefert sie zudem Ideen und Inspiration, um unter der Betreuung eines Experten eine umfassende Infrastruktur bereitzustellen, die es auch Laien ermöglicht, aktiv in bestehende Produkte einzugreifen und sie nach den eigenen Vorstellungen zu verändern.
Denn gerade wenn Produkte derart komplex und unverständlich geworden sind, dass sie für Viele die gleichen Mysterien darstellen, wie die Dinge der Natur, möchte ich behaupten: Alles kann Material sein.
Wir sollten diese generelle Komplexität als Chance sehen, naiv und unvoreingenommen auf die Dinge zu blicken. So können wir unter Umständen gänzlich neue Potenziale und Möglichkeiten für uns entdecken, um sie schließlich zu Dingen von für uns wahrer Bedeutung umzuformen.
Das wirklich wesentliche Erzeugnis dieser Werkstatt sind aber letzten Endes neue Macher, die sich selbstbewusst, sicher und kompetent in der Welt der Dinge bewegen können – Macher, die die Dinge lebendig, relevant und in ständiger, flüssiger Bewegung halten.
Für ein Werden der Dinge anstatt von Produktlebenszyklen.
Betreut von: Prof. Axel Kufus // Prof. Dr. Kathrin Busch
Kontakt: // www.johanneskunz.info
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Make Things Work // Rundgang 2015
Make. Things. Work.
Kein Fab-Lab, kein Repair-Café, keine Handwerksromantik.
How to make makers?
Die Welt ist nur so drittklassig, wie du dich mit ihr zufriedengibst. Es muss nur dir gefallen. Aber dir muss es gefallen.
Die Möglichkeiten sind längst da.
Alles ist Material, alles lebt.
Man muss es nur zu zähmen wissen.
Für flüssige und niemals fertig werdende Dinge.
Für niemals überflüssig werdende Dinge.
Dinge von Belang.
Zugegeben: Wer die Welt machen will, wie sie ihm gefällt,
muss erst mal, wissen was er will.
Dabei helf’ ich dir.
Ab hier jetzt wirklich keine Ausreden mehr.
Genug gesagt – machen!
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TRANSFECT DESIGN SYSTEMS – CULTIVATE DIY TACTICS
SYSTEME
Ausgangspunkt für meine Arbeit im Rahmen des Masterthemas „transfect design systems“ ist ein persönliches Unbehagen, als Designer ein aufgrund immanenter Wachstumszwänge in zerstörerische Eigendynamik verfallendes Wirtschaftssystem aktiv zu stützen. Ein System, das den Konsumdurchsatz möglichst kurzlebiger, belangloser, ressourcen- und aufmerksamkeisfressender Massenware stetig erhöht und dabei Bequemlichkeit, Passivität und Entfremdung fördert, indem jene Produkte stets komplexer und intransparenter werden.
Wenn Design Teil dieses Systems ist, muss sich dann meine Profession nicht erst neu positionieren, um einen anderen Kurs ansteuern zu können? Gründet die Problematik nicht schon in einem Designsystem selbst, das mit seiner normativen Ästhetik, die die Unversehrtheit, das Neue, das Unverrückbare als Maßstäbe ansetzt, sich in einer elitären, geschlossenen Gruppe von Geschmacksexperten selbst referenziert und darüber hinaus Produktlebenszyklen bewusst verkürzt und künstlich neue Bedürfnisse schafft?
ZIELE / VISIONEN
Wie müssen sich Design, Produktion und Konsumkultur ändern, um den globalen Herausforderungen dieses Jahrhunderts gerecht zu werden? Ich bin überzeugt, dass kein vertretbarer Weg daran vorbeiführen kann, das hochgehaltene Wachstumsparadigma zu überwinden. Ich glaube, dass es an der Zeit ist, alternativen Konzepten von Postwachstumsökonomien (wie sie bspw. Paech detailliert skizziert und wie sie schon seit den 1970ern von ökonomischen Vordenkern wie Schumacher zur Diskussion gestellt wurden) eine Chance zu geben. Denn ein Überfluss generierendes System geschlossener Kreisläufe ist weit entfernte Utopie und auch sämtliche Effizienzbemühungen werden allein auf Grund von Rebound-Effekten ein ökologisches Desaster nicht verhindern können oder um es mit Paech zu sagen: „Per se nachhaltige Technologien und Objekte sind schlicht undenkbar. Allein Lebensstile können nachhaltig sein.“ Ich finde, es ist also höchste Zeit, sich in Suffizienz zu üben. Denn Wachstum einzudämmen, muss bedeuten, sich auf ein bestimmtes Maß zu beschränken – idealerweise ein gesundes, menschliches Maß. Und das muss kein Verzicht sein. Mehr Aufmerksamkeit und Zeit auf wenigere aber bedeutendere, geschätztere und bereicherndere Dinge zu verwenden kann einen beachtlichen Zugewinn an Lebensqualität mit sich bringen.
Ich finde, wir sollten den Konsumbegriff hinter uns lassen und uns auf die Nutzung, Gestaltung und Umgestaltung von Produkten konzentrieren – die Dinge als flüssig statt fertig anzusehen. Die Gestaltungs- und Produktionsprozesse könnten näher in Richtung Nutzer verlagert werden, um ihm zu ermöglichen, selbst mehr Verantwortung für eine sinnvolle Ressourcennutzung zu übernehmen.
Für Designer würde das bedeuten, Kontrolle abzugeben, sich einer subjektiveren und vielfältigeren Ästhetik zu öffnen und freie Möglichkeitsräume zu gestalten, statt exklusiv die materielle Welt und ihre Beziehungen definieren zu wollen.
MITTEL
Um mich einer derartigen Welt zu nähern, habe ich das Thema DIY als Vehikel gewählt. Do it yourself lässt schnell an Hobbykeller und Deko-Ideen denken.
Dabei kann es auch zu besonders zufrieden stellenden Produktlösungen führen, denn für sein eigenes Leben ist jeder selbst der größte Experte und man muss faktisch keine Kompromisse eingehen. Darüber hinaus hat Selbermachen auch großes Potenzial, Dinge wie Handlungsfähigkeit, Kompetenz, Selbstbewusstsein, Autonomie oder Wertschätzung für Produkte und menschliche Arbeit zu fördern.
Die DIY-Kultur hat unter anderem gemeinsame Wurzeln mit der Punk-Bewegung, die seit den späten 1970ern mit Selbermachen spaßorientierte Lebenseinstellung, eine raue, rohe Energie und gewisse Autonomie zu erzeugen weiß.
Die autoritätskritische, intrinsisch motivierte, extrem leistungsstarke Hacker-Community geht noch einen Schritt weiter, indem sie für sich proklamiert, sich mit ihren Mitteln prinzipiell jedes beliebige System aneignen zu können. Darüber hinaus ist aus ihr die demokratisierende, vertrauensbasierte und co-produzierende Open-Source-Bewegung hervorgegangen. Das Beispiel dieser Subkulturen zeigt, dass aus DIY-Praktiken durchaus mit einer starken, selbstbewussten Haltung einhergehen können. Es sollte also auch möglich sein, DIY für meine Vorhaben zu kultivieren, um einen attraktiven Rahmen zum Selbermachen zu schaffen, der dazu einlädt, sich einzumischen, umzuformen und Kräfte zu verschieben.
WEGE
Um mich der Frage zu nähern, wie attraktives, überzeugendes DIY-Design aussehen könnte, habe ich mich zunächst meinem ganz persönlichen Lebensumfeld zugewandt, um hier mit kleinen, technologisch simplen Eingriffen, wirksame Produkt- und Problemlösungen zu erzielen. Als einzig relevantes Beurteilungskriterium hat sich die Frage herausgestellt, inwiefern die Lösung dem individuellen Kontext gerecht wird und subjektiv eine anhaltende Zufriedenheit zu erzeugen vermag. Eine gewisse Eleganz, Einfachheit, Intelligenz oder Magie im Entwurf scheinen hier wohl aber sehr zuträglich zu sein. Darüber hinaus erzeugt erfolgreiches Selbermachen in jedem Fall automatisch den Mehrwert eines Kompetenzgewinns, eines Erlebens der eigenen Handlungsmacht und einer bewussten Verbindung mit dem Objekt aufgrund einer gemeinsamen Geschichte.
Im nächsten Schritt geht es darum, Methoden zu entwickeln, um es einem breiteren Publikum attraktiv und möglich zu machen, selbst Erfolgserlebnisse beim Selbermachen und die damit verbundenen Mehrwerte zu erfahren.
Hierzu habe ich die makersunday-Workshop-Reihe initiert, bei der ich regelmäßig sonntags meiner Hausgemeinschaft einen Arbeitsraum und eine grundlegende Werkzeugausstattung zur Verfügung stelle, um sich unter Anleitung und Hilfestellung selbst persönlichen Produktprojekten zu widmen.
Diese Struktur möchte ich fortführen und als Experimentierfeld zur iterativen Entwicklung methodischer Tools nutzen, die in der Konstellation Designer/Amateur zuverlässig und schnell zu direkten, zufrieden stellenden Lösungen führen.
Das bedeutet mit Hilfe niedrigschwelliger Werkzeuge und Technologien auf kreative Weise neuen Kulturtechniken zu formen. Dies gilt auch für digitale Tools. Ich habe begonnen, die verschiedensten frei zugänglichen sozialen Netzwerke und Online-Dienste zu einer Art Metaplattform zu verweben, um sie subversiv zum Sammeln und Kuratieren von Produktionswissen in meine Dienste zu stellen.
In welcher endgültigen Struktur die so entwickelten Methoden letztlich Anwendung finden werden, möchte ich zu diesem Zeitpunkt noch offen lassen. Die Möglichkeiten erstrecken sich hier über eine Bandbreite von der detaillierten Konzeption und Ausarbeitung einer Workshop- oder Event-Reihe, über eine professionell betreute offene Werkstatt, eine buchbare, mobile Dienstleistung, ein experimentelles Produktforschungslabor, ein Bildungsprogramm bis hin zu einer reinen Onlineplattform zur Archivierung und Vermittlung von Produktionswissen. Dementsprechend liegt die mögliche Rolle für Designer in solchen Strukturen in einem Spektrum von Moderator, Conferencier, Entertainer, Experten, Berater, Forschungsleiter, Pädagoge, Redakteur, Kurator oder Administrator. Genauso richtet sich auch die passende Finanzierungsart nach der Endstruktur und kann sich zwischen Spendenbasiertheit, Mitgliedsbeiträgen, einer internen Währung, festgesetzten, quantifizierten Nutzungstarifen, Fremdfinanzierung oder einem Lizenzsystem mit Micropayment bewegen.
Und auch Publikum, Reichweite und Skalierbarkeit des Projekts hängen letztlich davon ab, wo die neuen DIY-Kulturtechniken die interessantesten Stärken entfalten werden.
„Mag er im Faktischen, Körperlichen sich immerhin als ein Ding der Unmöglichkeit erweisen, so setzt er durch die Gewährung eines neuen Blickpunktes unsere Fantasie doch in den Stand, ein umfassenderes, eindrücklicheres Tableau der menschlichen Leidenschaften zu entwerfen, als dies irgendeine der Alltäglichkeiten […] je erlauben könnte.“ Mary Shelley: Frankenstein oder Der Moderne Prometheus. 1818.
Transfect Körperbilder
Mary Shelleys Klassiker der Schauerliteratur „Frankenstein oder Der moderne Prometheus“ (1818) gilt in der Literaturwissenschaft als ein erstes Beispiel für Science Fiction. In diesem stehen – anders als in den uns vertrauten Filmen – die geistige Menschwerdung und die verzweifelte Sehnsucht des Monsters nach Akzeptanz im Romanmittelpunkt. Ebendiese Dichotomie finden wir heute in der gesellschaftlichen Forderung nach mehr Inklusion beim gleichzeitigen Ausmerzen jeglicher Devianz durch den Fortschritt und die Anwendung der Pränataldiagnostik. Das Bio-Engineering hingegen sucht weiterhin nach dem „promethischen Lebensfunken“.
Darf ein Trojanisches Pferd ins Kinderzimmer?
Das partiell behaarte Latex-Häschen und das Plüsch- Tierskellett „Pingu“ möchten ebenso wahre Spielgefährten sein. Latex ist eigentlich ein kindgerechtes, da natürliches Material (Naturkautschuk), ruft aber bei uns Erwachsenen als Gatekeeper eventuell ganz andere Assoziationen hervor. Die Vorstellung von frankensteinesque zusammengepuzzelten Kreaturen aus Plüsch-Knochen und Schädeln weckt ebenfalls unheimliches Unbehagen. Dieser psychologische Effekt des Unheimlichen stellt das zentrale Moment der trojanischen List dar: Nach Siegmund Freud „kommt [das Unheimliche des Erlebens] zustande, wenn verdrängte infantile Komplexe durch einen Eindruck wieder belebt werden, oder wenn überwundene primitive Überzeugungen wieder bestätigt scheinen.“ Kinder „leben“ Animismus, unbelebte Dinge erscheinen lebendig und sie schreiben ihnen menschliche Eigenschaften zu. Wenn der Animismus also keine fundamentale Trennung zwischen Mensch und Natur, Mensch und Tier kennt, was ist dann „menschlich“? Wo endet Menschsein? Was sind unsere normativen Vorstellungen, was gilt als deviant, was wird exkludiert?
Das Masterprojekt cogito (lat. „ich denke“) nutzt funktionsfähiges anatomisch-naturwissenschaftliches Kinderspielzeug als trojanisches Pferd, um einen Diskurs über ethische Fragen zum aktuellen Fortschrittstaumel der Bio- beziehungsweise Lebenswissenschaften zu eröffnen.
Betreut von: Marloes Ten Bohmer // KM Hanna Wiesener // Prof. Dr. Kathrin Busch // Prof. Dr. Ingeborg Harms // Prof. Axel Kufus // Prof. Jozef Legrand // Prof. Holger Neumann // Silvia Schüller // Ben Seidel // Dorothee Warning // Veronika Gross
Partner: Naturkundemuseum Berlin // Borchert + Moller (www.borchert-moller.de)
Mag er im Faktischen, Körperlichen sich immerhin als ein Ding der Unmöglichkeit erweisen, so setzt er durch die Gewährung eines neuen Blickpunktes unsere Fantasie doch in den Stand, ein umfassenderes, eindrücklicheres Tableau der menschlichen Leidenschaften zu entwerfen, als dies irgendeine der Alltäglichkeiten, welche im hergebrachten Rahmen sich abspielen, je erlauben könnte.
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Projekt Vorschlag (2014)
Im Masterprojekt beschäftige ich mich mit pädagogisch-anatomischen Spielzeug. Wesentliche Inspiration dazu ist das unten abgebildete Brathähnchen aus Plüsch der Spielzeugmarke HABA, welches ich meiner Nichte schenkte:
Zunächst wurde das Hühnchen gleichwertig wie andere Kuscheltiere geknuddelt und liebkost – erst mit fortschreitendem Alter wurde es als “solches” erkannt, in den Spielzeugofen gesteckt und “gebraten”. Fasziniert vom kindlichen Erkenntnisprozess und dem Potential einer emotionalen Bindung zu naturwissenschaftlich geprägten Lernobjekten, gilt es tatsächliche Gefährten zu schaffen, die vom Tod und Leben erzählen. Eine weitere wesentliche Sichtweise bei dieser Hähnchen-Geschichte ist die der Erwachsenen: Nicht nur, dass aus unserer Perspektive bereits das Kuscheln mit einem “Lebensmittel” seltsam anmutet, man könnte fast “erschrecken” angesichts der kindlichen Empathielosigkeit seinen geliebten Schmusefreund dem grausamen Tod der Hitze und des Auf(fr)essens zuzuführen. Könnte man unser Empfinden angesichts dieses Vorgangs gar als “unheimlich” bezeichnen?
Mit dem Effekt des Unheimlichen hat sich Freund in seinem gleichnamigen Essay von 1919 auseinandergesetzt. “Das Unheimliche des Erlebens kommt zustande, wenn verdrängte infantile Komplexe durch einen Eindruck wieder belebt werden, oder wenn überwundene primitive Überzeugungen wieder bestätigt scheinen”. Freuds Auseinandersetzungen sowie der Klassiker der Schauerliteratur “Frankenstein oder Der moderne Prometheus” (1818) von Mary Shelley bilden den theoretischen Ausgangspunkt für mein Masterpojekt, in welchem ich “Spielzeug” als Trojanisches Pferd nutze, um eine kritische Position zu formulieren, was wir heute exkludieren und welchen normativen Vorstellungen wir unterliegen. (Stichwort “transfect Körperbilder”)
Crafting Plastics! von Produktdesignerin Vlasta Kubušová und Modedesignerin Verena Michels als eine Kooperationsplattform für junge Kreative unterschiedlicher Disziplinen konzipiert, welche die Produktionswege der Designindustrie transparenter machen soll. Bio-Plastik und natürliche Fasern werden erforscht und mögliche Anwendungen getestet. Alle entstehenden Produkte sollen informieren, auf welche Art, von wem, aus welchen Materialien und warum sie gestaltet worden sind. Wie kann Design auf Krisen des Zusammenwirkens von Ökologie und Ökonomie reagieren und neue Handlungsspielräume öffnen?
Betreut von: Prof. Marloes ten Bhomer // Prof. Axel Kufus // KM Lars Paschke // KM Hanna Wiesener
Kontakt: // www.craftingplastics.com
Fotos: Elina Abdrakhmanova (models) // Kubusova, Michels (plastic object/ material)
Models: Jessica Irabor // Paulina Blahova
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› CRAFTING PLASTICS! ‹ at Rundgang 2015
We do not care for coffee without caffeine.
We do not love alcohol-free beers.
But we do enjoy our plastics with no oil.
CRAFTING PLASTICS! is a platform for craft, technology, natural textiles and bio plastics.
1. We think that the future would be more interesting without the everyday objects made by the fossil-fuel industry: plastic bags, plastic cups, plastic clothes. Our aim is getting bio plastics on the stage of our day-to-day lives. Our products are raincoats, sun glasses and outdoor accessories.
2. Be prepared: While computational models that simulate weather forecasting get better, the weather and seismic patterns become seemingly less predictable.
3. Be part of it: We think low-key and high-end. Products are made by hand, in the oven, by laser cut or with an ultrasonic machine. Our production is inclusive and lives from punctual cooperation and exchange.
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PROJECT PROPOSAL (2014)
CRAFTING PLASTICS! is a project initiated by Vlasta Kubusova and Verena Michels. The product designer and the fashion designer aim to develop a cooperative platform of young people from different professional fields. This cooperative shall develop a fresh outlook on local production by deconstructing its heterogenous elements (material research + experimentation, product selection + development, artisanal craft). We offer product ranges in a-cyclic events on- and offline. These products have the ambition to educate and inform about how and by whom they are made, from which ingredients and why.
„Reality is changed by thinking it up differently“ J.K.Gibson-Graham
Design philosophy
We comment on the current system by giving ourselves a voice. We design a platform or an organization that alters from the problematic model of the lonely freelancer who competes with other individuals for jobs in a climate of ongoing crisis. By founding a heterogenous collective and activating each member’s talents we confront the current crises in politics, economy, education and ecology. We see ourselves as researchers and we want to benefit from design’s potential to connect all kinds of disciplines. We are proud of our own expertise and combined knowledge. Yet, we want to share the process of designing and communicating with graduates from other fields who can give unexpected and specialized input.
The name CP! (Crafting plastics!) comes from the idea to work with bio plastic and natural fibres,experiment with unexpected connections of these materials and production techniques: high-tech and craft. The goal is to reinterpret each material group and communicate their qualities as well as problems concerning environment and labour conditions. Referencing hierarchies and marketing elements of the high fashion system we comment on current problems and paradoxes with humour and sincerity.
Project space and concept store
CP! will be a space in Berlin, where a dirty lab, an artisanal workshop and a concept store happen in one location and inspire one another. The members of the collective are assigned to a specific area and specialize in their research theme while being aware of the other processes. There is room for discussion and creative exchange. Selected experiments from the dirty lab will be developed further and can be passed on to the artisanal / production group.
Products
In our product range it sometimes is not easy to tell where the jokes end and seriousness begins. Starting point are relevant and urgent concerns about material matters, production and working conditions which we translate in communicative, narrative products and objects. We want to provide short term solutions for current problems as well as long term utopias and ideals.
The products range from street credibility to high end luxury both in visuality and price. What connects all of them is the goal to connect information, controversy and pleasure. We make interior objetcts, raincoats, bags, sweaters, shoes, perfume. We also offer our own textiles and material samples to designers and makers. We work with limited editions, one-offs, reproducible products and series.
hyperchondria of the heart // 2013 // Bachelorarbeit Modedesign
In der Gegenwart, in der dem Individuum mehr und mehr droht durch Homogenisierung auf kultureller, sozialer als auch ästhetischer Ebene seine Individualität zu verlieren, entsteht ein neues Bedürfnis nach Wertigkeit und Beständigkeit. Eine nostalgische Krankheit breitet sich aus und äußert sich in einer Sehnsucht nach Vergangenheit, von Svetlana Boym in „The future of Nostalgia“ als Wunsch „for the impossibility of mythical return, for the loss of an ‚enchanted world‘ witch clear borders and values.“ beschrieben.
Die rapide technische Entwicklung, die zu einem Fokusverlust in der heutigen Gesellschaft beiträgt, ermöglicht es uns aber auch immer stärker, der Realität durch virtuellen Raum zu entfliehen. So wird es dem Individuum ermöglicht, eine nostalgische Utopie für die Zukunft zu erschaffen, indem es sein bestehendes Umfeld durch Virtualität kontinuierlich in seine idealisierte, subjektive Vorstellung von Vergangenheit verwandelt.
Meine Kollektion bewegt sich genau in diesem ambivalenten Bereich einer uniformen, technischen, kühlen Ästhetik der Gegenwart und einer zeitlosen und klassischen Vorstellung von Schönheit, die vom vergangenen Jahrhundert erzählt.
Dabei spielen ikonische Gegenstände, wie die Kelly Bag, Couture Kleider und die Chanel Jacke die größte Rolle, da sie am stärksten Beständigkeit symbolisieren, Assoziationen wachrufen und die Fähigkeit haben Geschichte zu erzählen.
Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // Stefan Hipp
hail to the queen // 2013 // Diplomarbeit Modedesign
Wie sehen mächtige Frauen aus? Beim männlichen Geschlecht setzt der Anzug den Standard und scheint die angemessene Balance zwischen erotischer Attraktivität und offizieller Förmlichkeit zu halten.
Frauen in mächtigen Positionen haben, nicht zuletzt durch gesellschaftliche Paradigmen gestützt, keinen festen bekleidungstechnischen Standard. Rasch bilden sich öffentliche Meinungen, wann eine Politikerin, o.ä., zu freizügig, weil sexy und wann zu prüde, weil hochgeschlossen, aussieht. Auf der Suche nach „funktionierenden“ Outfits hat mich die Garderobe von Queen Elisabeth II. in ihrer ungewöhnlichen Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit, Konservativität und Ironie, Wagemut und Prüderie, Würde und Absurdität, am meisten fasziniert.
HAIL TO THE QUEEN verbindet die widerspruchslose, höfliche Weiblichkeit mächtiger, konservativ anmutender Frauen mit der rotzfrechen „Anti“-Attitüde harter Mädchen wie Aaliyah , TLC oder Missy Elliott, die durch Oversized und Jungs– Attribute in ihrer Kleidung ein alternatives Bild ihres Geschlechts zeichnen. Diese entgegengesetzten Konzepte des Femininen formen die Ikone der Kollektion: gleichzeitig konservativ, altmodisch, kindlich, naiv und subversiv.
Das Design der heutigen High Fashion befindet sich in einer Situation, in der stilstiftende Bekleidungsmerkmale sinnfrei und grenzüberschreitend eingesetzt werden – Traditions – und Tabubrüche werden derart ausgereizt, dass sie keine Innovation mehr darstellen, die Authentizität von Inhalten verschiebt sich.
HAIL TO THE QUEEN tritt einen Schritt zurück und beschäftigt sich mit dem eigentlich vergangenen Moment strenger Codes in der Damenmode, um gleichzeitig über diesen spielerisch hinauszugehen.
Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // Gast Prof. Sebastian Fischenich
Die Kollektion Unifemme ist eine kontextuelle Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Formen von Weiblichkeit. Eine Ansicht bezieht sich auf den Westen, genauer gesagt den Westen der 50er Jahre, der geprägt war von extrem konstruierter Kleidung. Mode war Architektur: Um den Körper der Frau wurden künstliche Kurven kreiert, die eine vollkommene Form suggerieren sollten. Dieser dogmatischen Tendenz folgend ordnete sich der Körper willenlos der Kleidung unter- und mutierte so, trotz seiner human bedingten Vielschichtigkeit, zum einheitlichen Objekt. Kleidung wurde Uniform.
Ein weiteres ganz anderes Szenario entwirft die muslimische Kultur. Vor dem Hintergrund, den weiblichen Körper vor der Öffentlichkeit komplett zu verneinen, wird Kleidung als äußere Hülle verstanden, die keinerlei Anzeichen auf die persönlichen, physischen Eigenheiten verrät. Der Körper ist ein Geheimnis und wird versteckt. Nur der private Raum gestattet Einblicke.Ihm wir deshalb an dieser Stelle auch eine besondere Bedeutung beigemessen, da er der einzige Ort ist, an dem das Innere nach außen treten darf.
Liest man diese beiden Darstellungen, so tun sich diverse Fragen auf: Wo sind die Unterschiede? Wo die Gemeinsamkeiten? Wie können diese beiden, doch so gegensätzlichen Frauenbilder zusammen eine symbiotische Beziehung eingehen? Wie kann die konträre Methodik zur Verhüllung vereinheitlicht werden? Wie können Kleidungsschichten stark verhüllen, aber dennoch den Körper abformen? – Unifemme begegnet diesen Fragen mit Lösungsvorschlägen.
Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // KM Lars Paschke
Kennzeichnend für die gegenwärtige wirtschaftliche Situation der Modebranche ist die ökonomische, geografische und administrative Trennung der Konzeption, Produktion und Konsumtion von Kleidung, die Tatsache, dass Kleidung fast ausschließlich in Niedriglohnländern vor allem des asiatischen Raumes produziert, in den westlichen Industrieländern aber konzipiert und konsumiert wird. Neben dieser räumlichen Trennung der einzelnen Fertigungsschritte spielt die fortschreitende Automatisierung der Produktion für die Konfektionierung der Mode eine ausschlaggebende Rolle.
Obwohl der gesamte Herstellungsprozess eines Kleidungsstücks über viele Länder verteilt sein kann, finden sich in der Form oder im verwendeten Material davon keine Spuren. Man sieht den Kleidern nicht an, woher sie kommen, wer sie gemacht hat oder wie sie gemacht wurden.
»Who Made Them?« – die Frage, die zum Leitmotiv unserer Kollektion wurde, zielt auf Menschen, mit denen wir zusammengearbeitet haben, auf ihre Arbeit und ihren Beitrag, auf ihre Fertigkeiten, auf die Bedingungen ihrer Arbeit. Ihr besonderes Können hat unsere Arbeit geprägt. Die meisten von ihnen sind Handwerker. Sie haben Stickereien für uns ausgeführt und Teppiche geknüpft.
In alle Kleidungsstücke sind Label eingenäht, die von menschlichen Augen nicht gelesen werden können. Es sind QR-Codes. In unserem Fall speichern sie die Anweisung eine Internetseite zu öffnen: www.whomadethem.com. Dort finden sich Texte, Bilder und Filme über die Kleider und darüber, wer an ihrer Herstellung beteiligt war, wer sie gemacht hat.
Einmal haben wir den Code aus unzähligen weißen und schwarzen Perlen in Indien sticken lassen. Die mit handwerklicher Präzision ausgeführte Arbeit wirkt wie ein Symbol der wechselhaften Bedingtheit und Gegensetzlichkeit von Industrie und Handwerk.
call of beauty // 2013 // Bachelorarbeit Modedesign
Funktion, Disziplin, Erfolg – in der heutigen Leistungsgesellschaft sind die Anforderungen an das Individuum klar von einem Wertehorizont der Macht und Stärke geprägt. Für Feminität ist kein Platz mehr in unserem beschleunigten, rationalen und technologisierten Alltag. Werte wie Emotionalität, Romantik und Tradition haben bizzarerweise einen negativ „weiblichen“ Beigeschmack bekommen.
In meiner Kollektion hinterfrage ich Attribute, die wir heutzutage intuitiv mit Schwäche bzw. Stärke assoziieren. Es entsteht eine reine Jugendkultur für Mädchen, welche mit einer übersteigerten Inszenierung ihrer Sinnlichkeit und Zerbrechlichkeit provozieren- gipfelnd im Bild der Braut als Vollendung alles Weiblichen. Auf der einen Seite steht das weiße Kleid für das bedeutungsvollste und romantischte Kleidungsstück in der Wunschgarderobe jedes kleinen Mädchens. Andererseits assoziieren wir mit ihm auch immer Abhängigkeit und Passivität.
Das Sportive und Maskuline des urbanen Kleidercodexes wird durch voluminöse Klettelemente gebrochen, denn bei Hochzeitskleidern – und bei der generellen Idee der „Traumhochzeit“ – spielen Dekoration und Tradition die Hauptrolle.
In dieser neuen, überromantischen, -zärtlichen, und -sinnlichen Uniform ziehen meine Mädchen in den Kampf gegen die Regeln und Erwartungen unserer erbarmungslosen Gesellschaft.
Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // Stefan Hipp
// fotos: Nicolas Contor // model: Lysanne Geller (Mega)
Dem Verfall wohnt ein Zauber inne. Niedergang und Dekadenz dienen in der Kollektion als Vorantreibende Inspiration. Auf der Suche nach ihrem Reiz entstand ein erstes Rechercheprojekt im ehemaligen vogtländischen Textilgebiet Sachsens. In Zusammenarbeit mit Sophie Schulz und Maria von Mier entdeckten wir eine überraschende Fundgrube hinterbliebener Materialien in wuchernder Natur im „Volkseigenen Betrieb Tücherweberei Treuen“. Durch Gespräche mit ehemaligen Mitarbeitern ergab sich schließlich eine starke emotionale Bindung zu den einst so fremden und kalten Hallen. Der Ort, die Reise, die Erlebnisse und Fundstücke im alten und neuen Kontext dienen als Inspiration der Kollektion. Ein Dégradé der zunächst klassischen Abenteuerreise zur geschichtlichen Dokumentation, zwischen Neugier, verlorener Fremde bis hin zur kleinstädtischen Enge. Besonders im Vordergrund stand die Endwicklung handgewebter Stoffe, die ich in Anlehnung gefundener Materialproben am Webstuhl selbst herstelle.
Diese Handarbeit zitiert die damalige, und ist für mich auch Ausdruck meines Wunsches, als Designer die Herkunft meiner Materialien zu kennen und bestenfalls selbst zu gestalten. In blühenden Farben zeigen sie die Lebendigkeit, die sich in der verfallenen Ruine entdecken ließ. Mit matt leuchtenden Keramikgarnen entstanden zeitgemäße Neuauflagen, Materialmixe und Brüche.
Die unterschiedlichen Ebenen des Projektes sammeln und schichten sich in der Kollektion. Es entstanden kollagenhafte Silhouetten mit kontrastreichen Materialien, zwischen glänzendem Outdoornylon und organisch pulsierenden Geweben, von körperfremden freien zu körpernahen formenden Kleidungsstücken.
In Hermanns Leben ist jeder Tag gleich. Alles ist bis ins kleinste Detail geplant, der Zufall existiert nicht. Hermann ist pflichtbewusst, sanftmütig, sparsam, fast schon geizig, ein wenig scheu und ängstlich, aber zugleich sonderbar sympathisch. Beim Passieren des Bürgersteigs vermeidet er, auf die Zwischenräume der Gehwegplatten zu treten, alle Treppenstufen müssen beim Erklimmen gezählt werden. Seine perfekt gebügelten Hemden haben Knickfalten in quadratischer Form, die auf ein Stapelsystem in seinem Kleiderschrank schließen lassen.
Doch die stupiden Abläufe seines Allltags nehmen immer größeren Raum ein und lassen ihn abstumpfen. Er beginnt in eine Traumwelt zu driften, frei von Struktur und klaren Regeln.Geordnete Realität trifft auf unvorhersehbare, unberechenbare Fiktion.
Im Laufe der Kollektion entwickelt sich Hermanns Flucht aus seiner geordneten kleinbürgerlichen Realität zum Albtraum. Er verliert die Kontrolle über sein geordnetes Leben. Die tief in ihm schlummernde dunkle Seite seines Ichs tritt hervor.
Die Entwürfe stellen die verschiedenen Stadien des Realitätsverlustes dar. Das schleichende Überkommen einer fiktiven, unberechenbaren, unaufhaltsamen Macht legt ihren Schleier über die Realität. Material und Farbwahl unterstreichen den Kontrast und sorgen für klare Abgrenzung zwischen Realität und Fiktion. Unschuldiges beige trifft auf unergründliches tiefschwarz. Materialschichten und Fransen mit Eigenleben und Bewegung treffen auf konstruierte statische Kleidungsstücke, die durch asymetrische Cuts aufgebrochen werden. Das Bild der Kollektion ist geprägt von einer unaufhaltsamen Schattenseite, die ihren Träger zunehmend einnimmt.
Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // KM Mads Dinesen // Stefan Hipp
Ich verstehe meine Identität als kontinuierliche Suche und Prozess. Geschlecht als vermeintlich
stabile Größe kann Momente der Gleichzeitigkeit dessen beinhalten, was wir als männlich oder
weiblich kategorisieren. Wir beschreiben Objekte meist als männlich oder weiblich. Meine Kollektion ist die Suche nach
einer positiven Art der Gleichzeitigkeit von Gender.
Zwei Musen inspirieren die Kollektion: Eine Diva als eleganter Mythos von Weiblichkeit, die sich
durch Opulenz und Grazie auszeichnet, und eine männliche Attitüde der kultivierten Formlosigkeit
und Lässigkeit, ein Misfit. Alle Kollektionsteile beinhalten Zitate beider Lebenswelten: es kollidieren vermeintlich weibliche
Elemente wie Drapagen, Perlenstickerei, große Schmuckstücke oder Pannesamt mit männlich
konnotierten Zeichen wie Funktionalität, Sportlichkeit und Gelassenheit. Die Outfits schwanken
zwischen Drama und lässig, dazwischen bequem oder komplex zu sein, zwischen Mythos und
Mainstream und zwischen dem Anspruch eines fertigen Ensembles und der Idee einer spontanen
Garderobe.
Die Kollektion ist für mich zu gleichen Teilen männlich und weiblich— nicht nur, weil ein Mann und
eine Frau sich begegnen, sondern auch, weil es eine sehr weibliche Strategie ist, sich an Elementen
der Garderobe des anderen Geschlechts zu bedienen. Die Outfits sind für mich eine gute
Verbindung dessen, was mich an Weiblichkeit fasziniert und inspiriert und dem, was ich an Männlichkeit
schätze.
Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // KM Jana Patz
// fotos: Rebecca Naen // models: Jonas Wolfgang, Timo Schmitt, Fritz Adamski
„Es gab immer eine Fassade, und hinter der Fassade gab es immer eine zweite, eine etwas realistischere Moral.“
(Harald Martenstein, Die Zeit)
Für meine Abschlusskollektion war ich auf der Suche nach Tugendhütern und deren aktueller Präsenz und Existenz. Woran erkennen wir heute tugendhafte Personen und was bedeuten Tugenden noch in einer Gesellschaft, die zu immer größerer Transparenz tendiert? Hervorragende Eigenschaften und eine vorbildliche Haltung brachten damals dem Tugendträger, wie dem Ritter, Lob und Bewunderung ein. Die Menschen heute bewegen sich jedoch in digitalen Welten, was sie gläsern werden lässt und ein tugendhaftes Image umso schwerer aufrechtzuerhalten ist. Du sollst keine Geheimnisse haben und du solltest tun, was alle tun und bei all dem wirst du beobachtet. Über soziale Netzwerke wie Facebook kehren wir unser Inneres nach außen. Es wird eine nahezu ununterbrochene Kommunikation von uns erwartet, was zur Folge hat, dass wir nach und nach zu Menschen ohne Geheimnissen werden. Diese Transparenz führt dazu, dass Sein und Schein sich nicht mehr länger voneinander unterscheiden. Die Möglichkeiten des Internets setzen beinahe jede Person und deren alltägliche Handlungen einer nahezu ständigen Beobachtung aus.
Es stellte sich mir die Frage welche Charaktereigenschaften heute noch als erstrebenswert gelten und ob die moralische Bedeutung von Tugend im Wandel steht. Die so mächtig, aber auch heldenhaft wirkenden Statuen vergangener Zeiten, standen unter anderem auch für die tugendhaften Eigenschaften dieser Helden und rühmten ihr moralisches sowie der Norm entsprechendem Handeln. Wie auch bei den Statuen bildet sich bei dem augenscheinlichen Tugendträger eine Patina. Die Oberfläche beginnt zu rosten und die Fassade bröckelt.
Nach unseren heutigen Maßstäben hätten die Ritter, Helden und Tugendträger der Geschichte vermutlich dieser Transparenz und der öffentlichen Meinung nicht standgehalten, denn in der Geschichte gab es immer einen Unterschied zwischen dem offiziellen Leben, der Norm, dem Inszenierten, dem tatsächlichen Leben sowie der Wahrheit.
Lohnt es sich heute überhaupt noch eine Rüstung anzulegen, wenn wir in einer Welt ohne Geheimnisse und mit medialer Überwachung leben? Oder ist es gerade das Kettenhemd, als ein Symbol für moralisch unverwerfliches Verhalten, was uns vor ungewollter Entblößung schützt? Mit dem Zitieren von Freizeitkleidung anstatt der Rüstung des Ritters soll die Ohnmacht aber auch Akzeptanz dieser Transparenz sowie das Annehmen bestimmter moralischer Vorstellungen und Eigenschaften dargestellt werden.
Den Ausgangspunkt meiner Kollektion bilden Elemente aus dem Triptychon »Der Garten der Lüste« des niederländischen Malers der Renaissance Hieronymus Bosch.
Die ersten drei Outfits der Kollektion sind wie ein Prolog zu der Fülle und Intensität des Paradieses, die Welt vor dem Paradies, zu verstehen. Diese Outfits zeigen, wie auch schon in Genesis beschrieben, die Erschaffung der Welt vor der Geschichte der Menschheit. Die Welt soll noch zum Paradies werden. Sie ist hier am dritten Tag des Schöpfungsberichtes ausschließlich von Pflanzen bevölkert. Auch fehlen die Farben, die vor der Erschaffung des Mondes und der Sonne noch nicht an den Tag treten können. Die Pflanzen werden von jenem Dämmerlicht gestreift, welches vor der Erschaffung der Gestirne über der Welt liegt und sich in den Wänden eines gläsern wirkenden Globus bricht.
Das Paradies / Die Vertreibung
Von dem Paradies und der Vertreibung sind Look vier bis acht inspiriert. Öffnet man den Garten der Lüste, so stößt der Betrachter zunächst auf einen vollständigen Kontrast der Malerei. Eine Art Weltlandschaft wird in enormer Farbvielfalt und Detailreichtum dargestellt. Eine symmetrische und somit hyperreale Darstellung einer Fontäne, dem Quell des Lebens beschreibt die Schaffung des Menschen und leitet zum Moment des Paradieses über. Der Höhepunkt des Paradieses, das Optimum an Klarheit und Perfektion wird in der Kollektion ironisch durch einen goldenen Anzug präsentiert. Die Idylle ist jedoch hier, wie in Boschs Darstellung, nicht vollkommen. Denn in der Mitte des »Brunnens, der alles Land bewässerte« lauert bereits die Eule, Boschs vieldeutiger Nachtvogel, der die Unschuld der Szenerie zunichte macht. Sie ist die Ankündigung jener Probe, auf die die Menschheit gestellt wird. Der Sündenfall wird schließlich schon mit dem Verbot, vom Baum der Erkenntnis zu essen, im Paradies angedeutet.
An diesem Punkt entfernt sich die Kollektion von dem Handlungsstrang des Garten der Lüste und geht dazu über, die Perfektion, das Ideal unserer Paradiesvorstellung, zu hinterfragen.
Mit dem Sündenfall muss die Menschheit das Paradies verlassen und als Strafe die Last des Gebärens und das Schamempfinden für den eigenen Körper ertragen. Es ist die Form des nackten Körpers, die auf jenes Ereignis hinweist. Kann die Urform des Körpers, also der nackte Körper folglich dem Paradies gleichgesetzt werden? Ist der nackte Körper die Perfektion, der Wunsch des Menschen? Die Kollektion entscheidet sich aus dem einfachen Grund dagegen, da es ihrem Betrachter, Träger und Gestalter nicht möglich ist, andere Sichtweisen, als die der menschlichen Vorstellung zu berücksichtigen. Daher kann das Schamempfinden und die natürliche Reaktion auf Nacktheit nicht ignoriert werden.
Die Kollektion geht davon aus, dass der Körper ohne die Last, die dem Menschen mit dem Sündenfall auferlegt wurde, hyperreal ist. Der Körper aus Fleisch und Blut, also der nackte Körper spielt keine Rolle. Als Vergleich werden Kleidungsreferenzen aus der Herrenmode der westlichen 1950er Jahre herangezogen. Auch hier ist der Körper in einer Idealform und wird nicht als störend wahrgenommen. Das funktioniert, solange der Mensch im Paradies ist. Nach dem Sündenfall und der Vertreibung aus dem Garten Eden bekommt der nackte Körper Relevanz, da der Mensch beginnt, sich für ihn zu schämen. Er verlangt danach, diesen zu umhüllen und zu schützen.
In den letzten Outfits drängt der nackte Körper osmotisch durch die Schale und hinterfragt die Stärke und Beständigkeit des Anzuges und seines Trägers.
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Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // GD Lars Paschke
// fotos: Philip Koll // model: Robbi (tomorrow is another day) // hair/ make-up: Josephine Gall
„Die Welt ist eine Maskerade. Gesicht, Kleid, Stimme – alles ist Verstellung. Alle möchten so erscheinen, wie sie nicht sind. Sie nasführen einander, und keiner kennt sich selbst.“
(Goya, Capricho 6)
Wie ist es möglich, dass Goyas schwarze Bilder eine solch anziehende und gleichzeitig abstoßende und unerträgliche Wirkung auf uns haben? Was bewirken die Bilder bei deren Betrachtung in uns? Und welche Stilmittel verwendete Goya um derartig widersprüchliche und starke Emotionen zu erzeugen?
Inspiration meiner Abschlusskollektion waren die „Pinturas Negras“, die Bilder der schwarzen Manier des spanischen Malers Francisco de Goya.
Man begreift, dass für Goya die Hölle hier auf Erden ist und die Dämonen die Menschen selbst sind. Es besteht kein Bruch zwischen der Realität und der infernalischen Phantastik. Die Welt ist der Teufel und der Teufel ist das „Nichts“. Das bedeutet Sinnlosigkeit, Fehlen aller Bindungen, Wahnsinn und Besessenheit.
Goya nahm mich mit auf eine dunkle Erforschungsreise über das Groteske und das Unheimliche.
Ziel meiner Kollektion soll es sein, dem Betrachter an das Gefühl heranzuführen, welches damals der Besucher in Goyas Haus, der „Quinta del Sordo“ beim betrachten der schwarzen Bildern empfunden haben muss. So, wie Goya damals mit dem Geschmack seiner Epoche brach und seine Bilder bis heute nichts von ihrer Aktualität verloren haben, soll meine Kollektion auch zeitlos sein und eher als Träger von Emotionen dienen, welche den Betrachter ein Stück weit auf sich selbst zurückwirft, die Ignoranz und Laster menschlicher Existenz vor Augen führt und ihn zur Selbstreflexion zwingt.
Erhabenes, Infernalisches, Unheimliches, Groteskes, Unkonventionelles und Absurdes bilden vereint mit Metamorphosen und Symbiosen von historischen Kleidungselementen der Aufklärung, Silhouetten von Nachtgestalten, sowie eine gewandartig-verschwenderische Couture-Charakteristik, sind das Wesen meiner Kollektion.
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// www.tanjaellensohn.com
Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // KM Mads Dinesen
// fotos: Franz König // model: Johanna Streicher // hair/ make-up: Venus Nemitz
Studies of the Brutality of Fact // 2014 // Bachelorarbeit Modedesign
„If you want to convey fact, this can only ever be done through a form of distortion“
(Francis Bacon)
Das Werk des Malers Francis Bacons ist von Gegensätzen geprägt – Intimität und Verletzlichkeit gegen Brutalität – elegante Ästhetik gegen Schlachthausszenen – abstrakte Räume gegen organisch aufgerissene Figuren. Inspiriert durch sein Werk sind die zentralen Aspekte meiner Kollektion, Transparenz / Verwachsen und Verzerrung / Bewegung.
Bacon macht deutlich, das Gewalt, egal ob in subtiler oder direkter Form, und Verfall ständige Begleiter des Menschen sind, denen er sich nicht entziehen kann. Die moderne Gesellschaft versucht angestrengt diese Aspekte des Lebens auszublenden, aber ohne dauerhaften Erfolg. „Es gab soviel Krieg in meinem Leben“ bekannte Francis Bacons in seinem letzten veröffentlichten Interview drei Monate vor seinem Tod. Der Maler spannte damit eine Hintergrundfolie vor der man sein Werk deuten kann, rückte Lebenslage und Schaffen in einen spezifischen Zusammenhang. Seine Entwürfe sind Spiegel des Schicksals menschlicher Existenz, die für ihn ein Dasein zum Tode ist.
Klassische konstruierte Kleidungsstücke wie der Mantel, Anzug und das Hemd beginnen sich aufzulösen. Die unterschiedlichen Schichten verbinden sich. Verwachsen miteinander. Nähte verzerren sich in organischen Bewegungslinien, pastös aufgetragenes Silikon individualisiert die Kleidungsstücke, verstärkt fixiert einen Moment der Bewegung. „I would like my pictures to look as if a human being had passed between them, like a snail, leaving a trail of the human presence“, so Francis Bacon.
Durch Auflösung und Umstülpungen, wird das Verborgene nach außen gewendet – bloßgelegt. Es entstehen Verzerrungen und Verletzlichkeit, aber auch eine neue Klarheit und gesteigerte Empfindsamkeit. Diese Entwürfe dienen trotz ihrer Ästhetik nicht der Verdeckung von Verletzung und Vergehen, sondern ihrer Bloßlegung als unabdingbare Aspekte des Menschen.
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Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // Christoph Becker
// fotos: Robert Wäht // model: Anna F (viva) // hair/ make-up: Off Style
In my sleep I dreamed this poem // 2014 // Diplomarbeit Modedesign
Meine Abschlusskollektion setzt sich mit dem Melancholiker und dem ambivalenten Erleben der Realitäten, durch welche er sich bewegt, auseinander.
Die Melancholie wird als Phänomen des Abendlandes verstanden. Sie beschreibt kein kollektives Erlebnis der Massen, sondern vielmehr eine Erfahrung der Vereinzelung, einer Begegnung des Individuums mit sich selbst. Das Reich der Melancholie gilt als das Reich der Grenzfiguren zwischen Genie und Wahnsinn. Schon in der antiken Vorstellung galt sie als wesentliches Merkmal des schöpferischen und denkenden Geistes.
Der Melancholie als menschlicher Empfindung und Geisteszustand Ausdruck zu verleihen, ist in der Welt der Kunst, des Theaters, der Literatur und Lyrik schon in der Antike ein sehr beliebtes Thema gewesen.
Der melancholische Zustand ist ein Zustand der Ambivalenz, der Gespaltenheit. Der melancholische Geist lebt in dem ständig gespannten Verhältnis zwischen der physischen Realität und dem Traum, der Vision und der Imagination.
Vom Gipfel der Zerrissenheit hat der Melancholiker eine besondere Weitsicht. Jener Riss ist die Grenze zwischen den Welten, in denen der Melancholiker lebt, die Zerrissenheit des Melancholikers ist das doppelte Bedürfnis nach dem Erleben der physischen Realität und der Welt des Traumes, der Imagination. Zwischen der Banalität und Flüchtigkeit der alltäglichen, äußeren Realität und der inneren, persönlichen Welt des Traumes, kann der Melancholiker, wenn überhaupt nur vorübergehende Harmonie herstellen.
Die Welt des Traumes ist ein Ort der bildlichen Sprache und der Ort der Quelle von kreativer Inspiration, assoziativem Denken und Visionen. Der Traum entzieht sich der Logik der Sprache, er ist der Ort an dem wir Impuls, Instinkt und Sehnsucht folgen. In der bildlichen Traumwelt sind wir unser unzensiertes und unzivilisiertes Selbst. Hier bestehen oft keine Anforderungen und Erwartungen der äußeren Welt, hier sind wir dem Tier, das impulsiv handelt und seinen Bedürfnisse unreflektiert folgt, am nächsten.
In der Kollektion stehen sich die gestalterischen Elemente beider Erfahrungswelten nicht als Kontrast gegenüber, sondern verschmelzen vielmehr zu einem harmonischen Gesamtbild. Der physische, alltägliche Aspekt der Arbeit findet Ausdruck in sportlicheren Elementen und Materialien wie Neopren und cleanen, lässigeren Schnittformen und Verarbeitungsdetails. Demgegenüber zeigt sich eine traumartige, schwebende und entrückte visuelle Welt in tierischen Materialien wie Seide, Haar, Mohair und Leder. Kontraste entstehen vor allem in der Erscheinung und Wirkung der Oberflächen, farblich bewegt sich die Kollektion zwischen Schwarz, Weiß und Goldtönen.
Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // GD Lars Paschke
// fotos: Daniela Macé Rossiter // model: Elena Graf (mega) // hair/ make-up: Alexandra Welke
Lost and Found // 2014 // Bachelorarbeit Modedesign
Das Vergangene und das Bewahren alter Dinge übte schon immer eine große Anziehungskraft auf mich aus. In alten Erinnerungen schwelgen, darüber erzählen und alte Fotoalben durchstöbern gefiel mir von jeher gut. Der Ausgangspunkt meiner Bachelorarbeit sind alte Fotografien meiner Familie aus den frühen 30er Jahren. Ebenso beschädigte Polaroids, die durch chemische Prozesse das Motiv nicht wieder erkennen lassen. Darauf basierend entwickelte ich mein Konzept. Zu Beginn stellte ich mir die Frage, was genau diese Faszination der Bilder ausmacht – sind es die Menschen, die Kleidungsstücke, die verblassten Farben oder vielleicht der eigentümliche Geruch? Die Stimmung, die Gedanken und Gefühle an eine andere Zeit machen diese Fotografien für mich zu etwas Besonderen. „Lost and Found“ steht für einen wiederentdeckten Ort. Erst verlassen, dann vergessen und der Witterung überlassen, findet man nur noch vereinzelte Spuren wieder, die an das Damalige erinnern.
Die Atmosphäre wird vornehmlich durch den Zustand der Bilder transportiert. Die vielen Jahrzehnte des Aufbewahrens sind den Fotografien anzusehen, sie zeigen Spuren der Alterung, verblichene, entsättigte Farben, die schwarz-weiß und Sepiatöne wirken morbide und lassen eine schöne Patina entstehen. Doch wie entwickeln sich Alterungsprozesse und wie verlaufen sie?
Mit dieser Inspiration startete ich die unterschiedlichen Formen von Alterungserscheinungen zu recherchieren. Ein reiches Spektrum boten mir die natürlichen Spuren von Witterung und Erosion. Gut zu finden und zu erkennen im urbanen Raum. Vor allem freistehende Mauern und Häuserfassaden sind diesen Prozessen direkt ausgesetzt und zeigen schon nach kurzer Zeit eine Veränderung. Eine Fülle von Anregungen fand ich daher an verlassenen Orten. Diese sind geprägt von unzähligen Verfallserscheinungen.
Was ist diesem Ort geblieben, wo hat eine Veränderung stattgefunden?
Natürliche Alterungsprozesse und menschliche Vernachlässigung haben Details verschwinden lassen. Die verbliebenen Dinge haben eine Patina bekommen und veranschaulichen die vergangene Zeit.
Eine natürliche Patina verläuft immer sukzessiv und zufällig. Details werden mit der Zeit unkenntlich, Übergänge unscharf und Formen weicher.
In meiner Kollektion greife ich diese Ästhetik des Verfalls auf. Entstanden ist eine Kollektion, die durch textile Bearbeitung in Druck, Haptik und Farbigkeit eine Atmosphäre entstehen lassen soll, die die eigene individuelle Erinnerung an einen verlassenen Ort wieder erweckt. So ist der Verfall auf manchen Kleidungsstücken in Form der Prints deutlich sichtbar, auf anderen wiederum nur durch die Haptik spürbar. Dabei ging es mir nicht nur darum die Patinierung offensichtlich zu veranschaulichen, sondern auch um das Subtile. Ich habe bewusst Details verschwinden lassen und reduziert.
Bei meiner Kollektion stand die Entwicklung der textilen Interpretation im Vordergrund und war Ziel meiner Arbeit.
Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // Christina Klessmann
auf und davon nach // 2014 // Diplomarbeit Modedesign
Die Kollektion „auf und davon nach“ ist ein Versuch, mein Fernweh zu kurieren.
Fernweh ist die Sehnsucht nach größeren Räumen, nach unbekannten Farben und fremdartigen Gerüchen, nach Bräuchen, die wir nicht verstehen, die Hoffnung, hinter der nächsten Wegbiegung auf etwas zu stoßen, das das Leben verändert.
Der westafrikanische Boubou, ein weit fallendes Festtags-, aber auch Alltagsgewand, majestätisch und schlicht zugleich, bildet die Grundlage der Kollektionsidee und verschmilzt mit Vorstellungen von praktischer sowie festlicher Herrenkleidung, die wir als westlich betrachten.
In seiner Stofflichkeit bildet das Gewand eine Brücke zwischen Kulturen, denn das Damastgewebe, aus dem er gefertigt wird, findet seinen Ursprung in europäischen Webereien, als Stoff für Bettwäsche und Tischtücher. Als Leitfaden zieht sich eine verschlüsselte Botschaft durch die Kollektion, angelehnt an die Arecibo message, ein binär kodiertes Radiowellensignal, welches als Versuch der interstellaren Kommunikation ins All gesendet wurde. Sie gibt Aufschluss über meine Arbeit und taucht als Stickerei und Print auf.
Die Farbwelt der gestreiften Stoffe repräsentiert den weiten Horizont einer Wüstenlandschaft. Hierauf bauen die verwendeten Stoffe mit blauen und sandig orangenen Tönen auf.
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Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // GD Lars Paschke
// fotos: Phillip Koll // models: Hans Erdmann, Jakob Fahl, Harrison McClary // hair/ make-up: Venus Nemitz
Luxus ist irgendwo zwischen Überfluss und Verschwendung anzusiedeln. In unserer Gesellschaft des Überflusses und der Verschwendung hat ein so verstandener materieller Luxus allerdings für viele eine negative Bedeutung angenommen. Auf der Suche nach einem zeitgemäßen, unproblematischen Luxusbegriff stellt sich die Frage, was Luxus im ökonomischen Überflusssystem unserer Gegenwart noch sein kann. Schnell wird klar: Heute sind es vor allem Güter wie verfügbare Zeit, saubere Luft und sauberes Wasser, Ruhe und Gesundheit, die viele als Luxus sehen. Meine Kollektion ist ein Versuch, Luxus, der nicht rein materiell, sondern durch Ausschweifung, Umwege, Ziellosigkeit, Zeitaufwand und Ineffizienz bestimmt sein kann, gestalterisch zu übersetzen.
Heute wird der Luxus im Vergleich zu früher viel weniger durch religiöse, ethische oder sozial-politische Erwägungen eingegrenzt als durch die neuzeitliche Rationalität und die Ökonomie, die die Wahl der einfachsten Lösung und des kürzesten Wegs zum Ziel verlangt. Aus diesem Denken heraus wird auch der Begriff der Passivität heutzutage selten in einen positiven Zusammenhang gesetzt.
Diese Wirtschaftlichkeit unseres modernen Denkens zielt darauf hin, mit immer weniger Aufwand immer mehr zu leisten. Die heute ablaufenden Prozesse der Straffung, Beschleunigung und Optimierung gefährden jedoch die Räume für Kreativität und Muße, die nunmehr als Luxus erscheinen.
In meiner Arbeit soll ein positiver Gegenentwurf entfaltet werden, der die beiden Begriffe des Luxus und der Passivität, ohne die tradierten negativen Assoziationen interpretiert.
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Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // GD Lars Paschke
The Decorated Shed // 2014 // Bachelorarbeit Modedesign
‚People are looking for illusions; they don’t want the world’s realities. And, I asked, where do I find this world of illusions? Where are their tastes formulated? Do they study it in school? Do they go to the museums? Do they travel in Europe? Only one place – the movies. The hell with everything else. ‚ (Morris Lapidus, architect)
Illusions are what make the city of Las Vegas the dazzling entertainment metropolis that it is today. This unlikely place in the middle of the desert represents the idea of creating a new world with own rules. If we want to learn from Las Vegas, we must consider the psychological constitution of its visitors, the desire for sparkling facades and spectacular magic and competition shows. And the knowledge that the magic shows from Siegfried & Roy are illusions, doesn’t curtail the audiences expectation and pleasure.
Las Vegas isn’t subtle or modest, but loud and ostentatious.
In Robert Venturis (architect) book Learning from Las Vegas he claims that there is a connection between the flamboyant architecture and the people that inhabit the city Las Vegas as visitors or residents. He defends the city against elitist modernists and insists, that all the buildings that they regard as ugly and trivial, serve the people’s needs much better than the handful selected buildings of their sophisticated choice.
This analysis of the architecture on the Las Vegas strip results in the idea of the ‚decorated shed‘, a functional structure with an applied, independent front side, which illustrates the content of the building with symbols and signs. The ‚rhetorical front and conventional behind‘ is representative for the postindustrial society, which is dominated more and more by the media and moves around the cities by car.
Well, is this focus on the face side symptomatic for other aspects of our visual culture? Obviously the predominant decorated facades and signs, the ‚rhetorical facade‘, can be observed analogically in human beings as well, for instance in beauty competitions and bodybuilding. These colorful imaginary worlds can still question reality and its conventions, although or even because they rely on fake and make-believe.
This research has been a thrilling starting point for my collection development. How can I transpose the interaction between ‚the rhetorical facade‘ and the ‚conventional shed‘ into fashion? Or in other words: How can I question the conventional in a garment?
All in all the metaphor of the ‚decorated Shed‘ will serve as a leitmotif in my personal examination of – and my own positioning in – the fast pace of the fashion cycle and its limits to be constantly innovative and original.
My collection ‚The Decorated Shed‘ is a clash of ‚The Rhetorical’ and ‚The Conventional’ in clothing, and an appreciation of the ostentatious, ugly and trivial, that we tend to smile at. It’s a proverbial ‚pie in the sky‘, that will question the conventional through imitation.
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Betreut von: Prof. Marloes then Bhömer // Prof. Dr. Ingeborg Harms // GD Lars Paschke
With my graduation collection I wanted to explore the taboo around pornography in a society where sexual culture amongst young people, for example living in Berlin, is incredibly open minded and accepting of expressing ones sexuality, regardless of sexual orientation or preferences. I also wanted to explore the impact and changes of sexual culture on women, especially through the media and internet.
The Golden Age of Porn is a brief time in history, where erotic films with explicit pornography gained interest amongst the upper middle class, and is referred to by Ralph Blumenthal of the New York Times, as ‚Porno Chic´. It was a period of interactions between pornography and the contemporaneous second wave of feminism, where on the one side feminist were reacting against porn, characterising it as a central factor of discrimination against women and on the other side, pro-porn feminist accepted it as a part of the sexual revolution, which challenged the traditional views on human sexuality, especially for women. For a brief period of a few years, watershed films like Deep Throat (1972) and The Devil in Ms Jones (1973)containing explicit pornographic scenes were shown in mainstream cinemas in the USA in early 70s, where it even became trendy to have discussion about the films afterwards which were watched by politicians, celebrities and middle class people alike.
By playing with clichés surrounding feminine beauty, I wanted to create a collection which explores the freedoms we have gained in expressing our sexual identities as women today but also the taboos surrounding this subject.
In my collection are feminine clichés like the bra, flowers and breast interpreted in new ways: by creating new shapes with the brassiere, by cutting up, collaging, playing with new positions, asymmetry, provocative graphics and censorship, I want to express a sense of protest against the state of hegemonic mainstream culture. The collection celebrates the freedoms that women have gained through changing dress codes, but also takes a critical look at the struggles and expectations of these new freedoms of sexual expression in modern society.
Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // GD Lars Paschke
// fotos: Paul Sochacki // hair/ make-up: Anna Czilinsky
der Andere – Dokumentation einer Suche #1 // 2014 // Bachelorarbeit Modedesign
„Sie ist wie ein Spiel mit etwas das sich entzieht, wie ein Spiel, das absolut ohne Entwurf und Plan ist, ein Spiel nicht mit dem, was das Unsrige und was zu einem Wir werden kann, sondern mit etwas anderem, etwas immer anderem, immer Unzugänglichem, immer Zu-Kommenden.“
(Emmanuel Lévinas)
Am Anfang meiner Kollektionsentwicklung steht die Frage: Wer ist der Andere? Was sehe ich, wenn ich dem Anderen begegne und was bleibt mir verborgen? Was liegt hinter dem Gesicht und dem Körper? Bei meiner Kollektion ging es mir jedoch nicht darum, das Innere eines bestimmten Menschen darzustellen, vielmehr habe ich mich mit der Frage beschäftigt, inwieweit es überhaupt möglich ist den Anderen in seiner Ganzheit zu erfassen, ihn in irgendeiner Form zu definieren? Denn in der Begegnung mit dem Anderen liegt immer auch eine Begegnung mit etwas, dass sich mir entzieht, dass außerhalb von mir liegt.
Meine Kollektion stellt die Darstellbarkeit des Anderen infrage, indem sie, anstatt zu zeigen verhüllt. Ausgangspunkt dieser Verneinung ist der Herrenanzug, der als standardisierter und verhüllender Hintergrund für die Suche nach dem Anderen dient. Die Silhouetten sind verschlossen und verbergen dabei nicht nur den Körper, sondern auch die Kleidung selbst wird zunehmend zur reinen Silhouette. Nicht nur durch Ihre Form, sondern auch durch ihre Farbe, die wenig bis gar kein Licht zurückstrahlen lässt. Dadurch wird einerseits der Eindruck des abgeschlossenen Körpers unterstützt und andererseits verweist sie durch die suggerierte Tiefe auf einen Raum dahinter.
Was bleibt ist die Suche.
Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // Silvia Schüller
// fotos: Antonia Rippel-Stefanska, Jennifer Rippel // model: Nina Schuiki // hair/ make-up: Nhung Le
Für meine Abschlusskollektion hat mich die Herkunft und die persönliche Geschichte meiner Eltern inspiriert, die gleichzeitig einen Teil meiner eigenen Vergangenheit darstellt und damit auch meine Identität ausmacht.
„Kultur ist keine Insel der Seligen, sondern eine Dynamik des Vernetzens, wo die Unterscheidung zwischen Eigenem und Fremden oft nicht mehr möglich ist. Es entstehen Überschneidungen, Überlappungen, Aneignungen und Transferierungen aus allen möglichen Kulturen, die bis dato als Einzelkulturen separiert waren, nun aber eine flexible Globalkultur darstellen, welche die Individuen in unserem Leben bis in alle Einzelheiten hinein durchdringt.“, heißt es in dem Buch call me – Istanbul ist mein Name.
Angesichts der besonderen Situation Anfang der 60-er Jahre, als Deutschland wegen Arbeiterknappheit Gastarbeiter aus dem Ausland anwarb, migrierten unter Tausenden von türkischen Bürgern, auch meine Großeltern und Eltern fern von der Heimat in ein fremdes Land, mit der Hoffnung gutes Geld zu verdienen, um damit eines Tages wieder zu ihren Wurzeln zurückzukehren. Doch es kam anders. Die zweite, dritte und auch inzwischen die vierte Generation ließ sich in der neuen Heimat nieder. Daraus resultierend, wächst heute mit mir eine junge deutsch-türkische Generation heran, die zwischen Heimat und Herkunft, Tradition und Moderne, Ost und West und sogar zwischen Nationalismus und Multikulturalismus ihre eigene kulturelle Identität sucht, die nicht selten auf Gegensätze, Konflikte und Widersprüche trifft.
Wichtig dabei, dass heute durch moderne Medien und Kommunikationssysteme die Kulturen ohnehin schon miteinander vernetzt sind, damit enden die verschiedenen Lebensformen nicht mehr an Staatsgrenzen, wie es einmal in der Zeit vor dem Kommunikationszeitalter war. In diesem Zusammenhang schlug als Beispiel der postmoderne Philosoph Wolfgang Welsch 1995 den Begriff der „Transkulturalität“ vor. Er bezieht sich dabei auf ein Kulturkonzept Wittgensteins, demzufolge entwickelt sich Kultur dort, wo eine geteilte Lebenspraxis besteht. Aus diesen Tatsachen geht die Grundlage der Kollektion „merge down“ hervor. „Merge down“ ist zunächst einmal ein Befehl im gängigen Photoshop-Programm und bewirkt das Reduzieren von mehreren erstellten Ebenen auf eine Ebene, woraus ein neues Gesamtbild bzw. eine Collage entsteht. Dieses Bild des Verlagerns und Reduzierens auf eine Ebene und damit das Erstellen eines neuen Kontextes habe ich auf meine Abschlusskollektion übertragen und mich inhaltlich mit den Themen der Herkunft, Religion und Identität auseinandergesetzt.
Für die Silhouette der Outfits wurde die Art und Weise des Bekleidens von jungen muslimischen Frauen beobachtet und dokumentiert. Angefangen von der Bekleidung meiner Mutter nach ihrer Migration nach Deutschland bis heute, hierbei liegt der Fokus auf jungen deutsch-türkischen Musliminnen.
Betreut von: Prof. Marloes then Bhömer // Prof. Dr. Ingeborg Harms // Silvia Schüller
Another Kind of Love // 2014 // Bachelorarbeit Modedesign
Die Kollektion Another Kind of Love greift den Grundgedanken des Sadomasochismus, dem Spiel auf. Spielen steht für Regression zur Kindheit – Fetisch und Lustspielkultur reproduzieren kindlichen Unernst. In Anlehnung an die bittersüße Komödie Secretary des Regisseur Steven Shainberg, zeichnen die fünf farbintensiven Outfits chronologisch das Filmgeschehen, wie die psychische Entwicklung der Protagonisten aus Arbeit, Annäherung, der körperlich-leidenschaftlichen Beziehung, Glückseligkeit und endgültigen Bindung nach. Lee Holloway, gerade aus der psychiatrischen Klinik entlassen, absolviert einen Schreibmaschinenkurs und erhält einen Job als Schreibkraft beim Rechtsanwalt E. Edward Grey. Zwischen Anwalt und Sekretärin entwickelt sich eine sadomasochistische Affäre, durch welche die junge Frau ihr selbstverstümmelndes Verhalten überwindet. Das Happy End besiegelt eine Heirat. Der Filmadaption der literarischen Vorlage Schlechter Umgang von Mary Gaitskill gelingt, dass es dem Zuschauer zuletzt geradezu normal und selbstverständlich erscheint, dass er sie an der Leine führt. Stereotype Assoziationen von schwarzen Ganzkörperanzügen und rauem Umgangston, womöglich in Zusammenhang mit exzessiver Gewalt und Drogenmissbrauch im Stil von Tokyo Decadence, kommen in dieser überspitzt-sarkastischen, amerikanischen Vorstadt-Idylle mit lila Küche und rosa Badezimmer erst gar nicht auf. In meiner Kollektion wird das Artifizielle des Fetisch-Spiels ist in die technischen Materialien Neopren und Schaumfolie übersetzt. Plexiglas findet Verwendung in den unterschiedlich ausgestalteten Bustiers in Anlehnung an kennzeichnende Harnische aus dem SM-Bereich. Die 50er und 60er Jahre bilden für die Silhouetten die modehistorische Referenz ebenso wie die Hüte – diese wachsen jedoch fortschreitend zu Masken aus und illustrieren das feine Changieren zwischen Normalität und Fetisch, welches Shainberg in seinem Film inszeniert. Auch die Kollektion Another Kind of Love treibt ihr Spiel mit stereotypen Erwartungshaltungen und der Wahrnehmung zum Thema Fetisch.
Betreut von: Prof. Valeska Schmidt-Thomsen // Prof. Dr. Ingeborg Harms // GP Sebastian Fischenich // Silvia Schüller
auf und davon nach | 2014 | Diplomarbeit Modedesign
Warum losfahren?
Alte, gewohnte Dinge sind in veränderter Umgebung neu zu sehen. Ein freies Spiel mit dem, wie etwas ist und wie etwas sein könnte, eröffnet sich. Der Wunsch nach dieser Erfahrung ist möglicherweise das Motiv, sich auf eine Reise zu begeben. Die Gang bewegt sich zwischen Nostalgie und Forscherdrang. Sie leben zwischen Natur und urbanem Trash, zwischen Romantik und Reflexion. Sie sind umgeben von technoider Funktionalität, die sie immer wieder durch Emotionalität ad absurdum treiben. Pragmatismus steht neben romantischer Verklärung. Reine Funktionalität wird aufgegeben für den Moment von Schönheit.Sie sind Sammler, autodidaktische Handwerker und Ingenieure. Das spontane Samplen von kleinen Versatzstücken ist eine permanentes Abgleichen von Erinnerung an Bekanntes, mit Gegenwart und möglicher Zukunft. Die Outfits sind Zeitknäule. Ausgangspunkt der Kollektion ist die Jugendkultur des HipHop mit seiner Praxis des Samplings sowie als Ausdruck von Gemeinschaft. Die Gang hält zusammen. Sie sind jung, im Aufbruch und nicht etabliert. Die einzelnen Looks sind als Tracks konzipiert, die aus bekannten „Sample-Schnipseln“ bestehen. Die Kollektion ist das Album, die LP.
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